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cation ja mehr und mehr auf besseren Weg, indem sie das Uebermass
der Vergoldung und die massig heraustretenden Profile einschränkt und
die Farben des Holzes - Schwarz und Braun - nebst geschnitzten Or-
namenten wieder in die verlorenen Rechte einsetzt. Auf der Weihnachts-
Ausstellung beweist das aufs neue die grosse Collection trefflicher ge-
schnitzter Bilder- und Spiegelrahmen von Chr. Ulrich. In der gleichen
Richtung liegen die Rahmen und Füllungen von Jäckl, die sich auch
dieses Mal durch die Ausführung auszeichnen, Rahmen von Wen ger in
Mondsee, von Scheidl und Parth, insbesondere auch ein reicher Spiegel-
rahmen von Starck.
Sehen wir so in der mobilen Zimmerausstattung das Gute verschie-
dentlich zum Durchbruche kommen, so müssen wir andererseits die bee
fremdende Wahrnehmung machen, dass die eigentliche Wand- oder Flächen-
decoration zurückbleibt oder wenigstens sich zurückhält. Wir sind z. B.
ganz im Unklaren darüber, was heute die Tapetenfabrication in Oesterreich
leistet. Wir fürchten, sie traut sich nicht hervor, was um so mehr zu
beklagen ist, als der gleiche lndustriezweig in Deutschland ganz bedeutende
Fortschritte gemacht hat. Unsere Ausstellung zeigt uns nur einige Ent-
würfe für lntarsien im Renaissancestyle von Ludwig Seitz und einige
Entwürfe für Zimmerdecoration von Johann Glaser. Einige Arbeiten,
freilich fast mehr Gemälde als Decorationen, bilden eine Ausnahme. Es
sind Malereien auf Seide von Frau von Pausinger: Ofenschirrne, Fülla
stücke, auch einige Fächer, mit todtem Laube oder blühenden Blumen,
nach der Natur mit virtuoser Hand und prachtvoller Wirkung auf lichten
oder dunklen Grund gemalt. '
Lässt sich, nicht ohne einiges Bedauern, in der Wanddecoration,
soweit sie Industrie ist, das nöthige Leben vermissen, so treten zu grosser
Freude auf anderen verwandten Gebieten - und damit wollen wir unseren
Bericht beschliessen -- trotz alledem unverdrossen neue Erscheinungen
hervor. So bemüht sich Ohrfandl, die so überaus schwierige Florentiner
Mosaik in hartem Steine nach Klagenfurt zu verpflanzen und so zugleich
den Reichthum des Landes an edlen Steinarten zu verwerthen. So hat
die Glasrnalereianstalt von Neuhauser in Innsbruck die Glasmosaik
für Wanddecoration im grossen Style, die bis dahin seit ihrer Wieder-
erneuerung allein von der Salviatfschen Fabrik in Venedig geübt wurde,
kühn in Angriff genommen. Auch setzt sie den Versuch fort, für Fenster
des Wohnhauses entsprechende Glasgemälde zu schaffen. Von alle dem
sehen wir gelungene Beispiele auf der Weihnachts-Ausstellung. Möge
dem kühnen Muthe, welcher der Ungunst der Zeiten nicht achtet, der
Erfolg nicht fehlen!