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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 138)

künstlichem Wege hergestellten Steine anbelangt, so bemühte man sich zu allen Zeiten 
in dieser Richtung. Dass in früheren Jahrhunderten nichts erreicht werden konnte, ist 
wohl bei dem damaligen Zustande der Wissenschaft einleuchtend, denn die künstliche 
Darstellung muss von wissenschaftlichen Grundsätzen ausgehen, vor Allem die chemische 
Zusammensetzung der Steine kennen. Erst in neuester Zeit hat man einige Resultate 
erzielt. Es gelang Ebelcnen und einigen anderen Gelehrten, die Thonerde in einen düs- 
sigen Zustand zu versetzen; man begünstigte hierauf die Krystallisation und in der That 
zeigte sich das Entstehen von Rubinen und Smaragden, welche eben aus Thonerde he- 
stehen. Allerdings waren die Krystalle noch niemals grösser als etwa einen Millimeter 
hoch, also von keiner technischen Verwendbarkeit, das wissenschaftliche Problem ist aber 
bei allen, selbst bei den genannten kostbarsten Edelsteinen, gelöst. Nur den Diamant 
künstlich darzustellen, ist, obwohl schon Viele diesen Stein der Weisen gesucht haben, 
noch nie gelungen. Die minderwerthigen Edelsteine kann man jetzt schon ganz unkennt- 
lich von den in der Natur gefundenen Stücken herstellen. So gibt es in Wien mehrere 
Laboratorien , die sich mit der Fabrication von Türkisen beschäftigen. Der Vortragende 
betonte hiebei, dass diese künstlichen Edelsteine durchaus nicht als Imitation oder Fal- 
schungen betrachtet werden können, da das Material beim natürlichen und künstlichen 
Steine genau dasselbe ist. Die imitirten Steine, und das ist die'dritte oben erwähnte 
Gruppe, bestehen aus nichts anderem als Glas. Das bleihaltige Glas (Flintglas, oder, falls 
der Bleizusatz grosser, Strass genannt) ist durch seinen Glanz geeignet, die Edelsteine 
vollständig zu ersetzen. Nur der Geübte, und auch dieser nur bei genauer Untersuchung, 
kann einen Unterschied finden. Der Diamant, Sapphir, Rubin und der orientalische Ame- 
thyst konnen durch Strass in vollendetster Weise imitirt werden. Was die Verwendbarkeit 
der Steine anbelangt, so steht die der ersten beiden Kategorien wohl ausser allem Zweifel. 
Die Steine aus Strass als Schmuck zu tragen, scheut man sich heute noch; im Interesse 
des guten Geschmackes wäre es sehr zu wünschen, dass man sich von diesem Vorurtheile 
emancipire. Man sollte im Allgemeinen den Schmuck mehr pßegen, als es gegenwärtig 
der Fall ist. Da nun die kostbaren Edelsteine nicht Allen zugänglich sind, so verwende 
man die Steine aus Strass, die an Glanz und Farbenpracht den echten Steinen nichts 
nachgeben. Mit diesem Appell schloss Professor Tschermak seinen Vortrag, der durch 
lebhaften Beifall ausgezeichnet wurde. 
KLEINERE MITTHEILUNGEN. 
(Sa. k. Hoheit Erzherzog Rainer) feierte am zx. Februar in 
Arco die silberne Hochzeit. _Von Seite des Museums (dem Curatorium, _ 
dem Aufsichtsrathe, den Mitgliedern und jenen der Kunstgewerbeschule) 
wurde eine künstlerisch ausgestattete Glückwunsch-Adresse nach Arco 
überschickt. Erzherzog Rainer sprach in seinem und der Frau Erzher- 
zogin Marie Namen den Dank telegraphisch und schriftlich aus. 
Mosaik.) Die Direction des Oesterr, Museums hat aus dem Nach- 
lasse der Wiener Weltausstellung das grosse Mosaikbild übernommen, 
welches nach dem Entwurfe des Professors Ferdinand Laufberger von 
A. Salviati in Venedig ausgeführt, die Vorhalle des Pavillons für bildende 
Kunst schmückte. Das Mosaikgemälde soll an der Aussenseite des Ver- 
bindungsganges zwischen dem Museum und dem Schulgebäude placirt 
werden. Diese Aufstellung stellt sich als günstig dar, indem dadurch dem 
Werke alle Publicität verschafft und zugleich die praktische Verwendung 
eines so ausgezeichneten Decorationsmittels für die Aussenseite monumen- 
taler Bauten demonstrirt wird. Dass die Stadt Wien auf diese Weise um 
eine hervorragende Zierde bereichert wird, bedarf keiner besonderen Be- 
tonung. Es ergäbe sich aber auch die Gelegenheit, mit der öffentlichen 
Aufstellung des gedachten Kunstwerkes einen Auslaufbrunnen an einer 
sehr passenden Stelle und in einer Gegend anzubringen, welche an solchen 
Mangel leidet. Das Curatorium des Oesterr. Museums sah sich unter 
diesen Verhältnissen berechtigt und verpflichtet, dem Gemeinderathe von 
diesem Projecte Mittheilung zu machen und an denselben das Ansuchen
	        
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