künstlichem Wege hergestellten Steine anbelangt, so bemühte man sich zu allen Zeiten
in dieser Richtung. Dass in früheren Jahrhunderten nichts erreicht werden konnte, ist
wohl bei dem damaligen Zustande der Wissenschaft einleuchtend, denn die künstliche
Darstellung muss von wissenschaftlichen Grundsätzen ausgehen, vor Allem die chemische
Zusammensetzung der Steine kennen. Erst in neuester Zeit hat man einige Resultate
erzielt. Es gelang Ebelcnen und einigen anderen Gelehrten, die Thonerde in einen düs-
sigen Zustand zu versetzen; man begünstigte hierauf die Krystallisation und in der That
zeigte sich das Entstehen von Rubinen und Smaragden, welche eben aus Thonerde he-
stehen. Allerdings waren die Krystalle noch niemals grösser als etwa einen Millimeter
hoch, also von keiner technischen Verwendbarkeit, das wissenschaftliche Problem ist aber
bei allen, selbst bei den genannten kostbarsten Edelsteinen, gelöst. Nur den Diamant
künstlich darzustellen, ist, obwohl schon Viele diesen Stein der Weisen gesucht haben,
noch nie gelungen. Die minderwerthigen Edelsteine kann man jetzt schon ganz unkennt-
lich von den in der Natur gefundenen Stücken herstellen. So gibt es in Wien mehrere
Laboratorien , die sich mit der Fabrication von Türkisen beschäftigen. Der Vortragende
betonte hiebei, dass diese künstlichen Edelsteine durchaus nicht als Imitation oder Fal-
schungen betrachtet werden können, da das Material beim natürlichen und künstlichen
Steine genau dasselbe ist. Die imitirten Steine, und das ist die'dritte oben erwähnte
Gruppe, bestehen aus nichts anderem als Glas. Das bleihaltige Glas (Flintglas, oder, falls
der Bleizusatz grosser, Strass genannt) ist durch seinen Glanz geeignet, die Edelsteine
vollständig zu ersetzen. Nur der Geübte, und auch dieser nur bei genauer Untersuchung,
kann einen Unterschied finden. Der Diamant, Sapphir, Rubin und der orientalische Ame-
thyst konnen durch Strass in vollendetster Weise imitirt werden. Was die Verwendbarkeit
der Steine anbelangt, so steht die der ersten beiden Kategorien wohl ausser allem Zweifel.
Die Steine aus Strass als Schmuck zu tragen, scheut man sich heute noch; im Interesse
des guten Geschmackes wäre es sehr zu wünschen, dass man sich von diesem Vorurtheile
emancipire. Man sollte im Allgemeinen den Schmuck mehr pßegen, als es gegenwärtig
der Fall ist. Da nun die kostbaren Edelsteine nicht Allen zugänglich sind, so verwende
man die Steine aus Strass, die an Glanz und Farbenpracht den echten Steinen nichts
nachgeben. Mit diesem Appell schloss Professor Tschermak seinen Vortrag, der durch
lebhaften Beifall ausgezeichnet wurde.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
(Sa. k. Hoheit Erzherzog Rainer) feierte am zx. Februar in
Arco die silberne Hochzeit. _Von Seite des Museums (dem Curatorium, _
dem Aufsichtsrathe, den Mitgliedern und jenen der Kunstgewerbeschule)
wurde eine künstlerisch ausgestattete Glückwunsch-Adresse nach Arco
überschickt. Erzherzog Rainer sprach in seinem und der Frau Erzher-
zogin Marie Namen den Dank telegraphisch und schriftlich aus.
Mosaik.) Die Direction des Oesterr, Museums hat aus dem Nach-
lasse der Wiener Weltausstellung das grosse Mosaikbild übernommen,
welches nach dem Entwurfe des Professors Ferdinand Laufberger von
A. Salviati in Venedig ausgeführt, die Vorhalle des Pavillons für bildende
Kunst schmückte. Das Mosaikgemälde soll an der Aussenseite des Ver-
bindungsganges zwischen dem Museum und dem Schulgebäude placirt
werden. Diese Aufstellung stellt sich als günstig dar, indem dadurch dem
Werke alle Publicität verschafft und zugleich die praktische Verwendung
eines so ausgezeichneten Decorationsmittels für die Aussenseite monumen-
taler Bauten demonstrirt wird. Dass die Stadt Wien auf diese Weise um
eine hervorragende Zierde bereichert wird, bedarf keiner besonderen Be-
tonung. Es ergäbe sich aber auch die Gelegenheit, mit der öffentlichen
Aufstellung des gedachten Kunstwerkes einen Auslaufbrunnen an einer
sehr passenden Stelle und in einer Gegend anzubringen, welche an solchen
Mangel leidet. Das Curatorium des Oesterr. Museums sah sich unter
diesen Verhältnissen berechtigt und verpflichtet, dem Gemeinderathe von
diesem Projecte Mittheilung zu machen und an denselben das Ansuchen