Schönthaler führt uns sehr verschiedenes Mobiliar vor Augen, zum
Theile sehr reicher Art rnit eingelegter Arbeit, Alles aber aus dem gleichen
Geiste geschaffen und wohl harmonirend. Unter den Armsesseln dürfte
insbesondere einer von braunem Holze mit grünem Samrnt vor allen
anderen den Vorzug der Behaglichkeit und Bequemlichkeit bei guter Form
verdienen, - eine Eigenschaft, die, obwohl sie den eigentlichen Zweck
in sich enthält, dennoch von den meisten Sitzmöbeln unserer Zeit nicht
getrotfen wird. Diese Schönthalefschen Sessel haben auch den Vorzug
der richtigen Hachen Polsterung, denn es ist gänzlich verkehrt, wie unsere
heutigen Tapezierer thun, aus dem gepolsterten Sitze ein Gewölbe zu
machen und den Inhaber zu zwingen, sich auf die convexe Seite desselben
zu setzen. Auch der Architekt Theyer gibt in glücklicher Zusammen-
stellung von Kästen und Sesseln nebst Spiegeln und Vorhangsdecoration
die Idee eines eben so künstlerischen wie behaglichen Zimmers. Mehrere
andere von ihm entworfene Möbelstücke, die von lrmler ausgeführt worden,
legen ein Zeugniss ab, dass Theyer ein ausgesprochenes Talent für styl-
volle, zugleich vornehme und behagliche Ausstattung besitzt. In diesen
Arbeiten, die sich mit grossem Geschicke an die spätere deutsche, insbe-
sondere niederdeutsche Renaissance anschliessen, lebt ein glückliches Gefühl
für Wohnlichkeit, was die meisten Architekten nur zu häufig vermissen
lassen, wenn sie auch die innere Einrichtung schaffen. Diesen nach
Theyers Zeichnungen ausgeführten Gegenständen stehen jene, welche
lrmler selbstständig geschaEen hat, würdig zur Seite. Wir können nur
wünschen, dass der hier eingeschlagene Weg mehr und mehr allgemein
werde. Auch stehen diese Möbel auf der Weihnachts-Ausstellung nicht
vereinzelt da: die, Sessel von Tremmel so wie ein Bücberkasten nach
Zeichnung des Architekten Bolle und einige Sessel, welche der Decorateur
Grohs zusammen ausgestellt hat, fallen ganz in die gleiche Richtung.
Der Bibliothekschrank verschliesst seine Oeffnung durch einen reizend ver-
zierten seidenen Vorhang, - eine ungleich günstigere Lösung als jene
mit weiss decorirtem Glase, welche wir noch an einem Schreibkasten
Oerley's sehen. Dieses unruhige, kalte Glas ist geeignet, jede farbige
Harmonie zu zerstören.
Dass dieser Styl der späteren Renaissance, der allein ein für uns
brauchbares Mobiliar geschalfen hat, mit den durch unser modernes Leben
bedingten Abänderungen, in unserer Wohnung zur Herrschaft gelangen
wird, das scheint uns fast schon ausser Zweifel zu sein. Wo man heute
für eine Ausstellung etwas Besonderes schaffen will, da geschieht es in
dieser Richtung und die Ausstellungsgegenstände püegen die Vorboten
der Mode zu sein. Auch auf der Weihnachts-Ausstellung fällt Alles an In-
teresse und Werth gegen sie zurück, was noch an die alte Schablone er-
innert, und man erfreut sich höchstens an der schönen Ausführung. So
ist es mit den Möbeln in eingelegter Arbeit von Philipp Schmidt und
Alexander Albert.