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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 138)

Einige Möbelstücke jedoch, die ebenfalls mit incrustirter Arbeit ver- 
ziert sind, ziehen noch in besonderer Weise unsere Aufmerksamkeit auf 
sich. Es scheint - und das ist an sich gewiss ein gutes Zeichen für eine 
edlere und bedeutendere Richtung in der Möbelindustrie - auch bei uns 
in Oesterreich jene specif-isch italienische Incrustation von Elfenbein in 
Ebenholz oder geschwärztes Holz festen Fuss gefasst zu haben. Von Jahr 
zu Jahr mehren sich diese Arbeiten und treten immer bedeutungsvoller 
auf. Auch diesmal zeigt die YVeihnachts-Ausstellung ganz vortrelfliches 
Mobiliar dieser Art: Credenz, Speisetisch, Kästen, Sessel, zum Theile von 
Bernhard Ludwig, zum Theile von Richard Ludwig ausgeführt. An 
den Gegenständen selbst hätten wir nichts auszusetzen, so gut sind sie, 
was die Zeichnung wie die Ausführung betrifft. Es kommt nun aber un- 
gesucht eine andere Frage, wenn wir diese Arbeiten mit ihren Vorbildern 
aus dem 16. und 17. Jahrhunderte vergleichen. Diese erscheinen, wenig- 
stens so weit sie uns erhalten sind, mehr als Cabinetstücke, als Kunst- 
werke, die um ihrer selbst willen Bedeutung haben; als eigentliches M0- 
biliar, als Zimmerausstattung bieten sie wohl nur Ausnahmen. Heute aber 
ist der Standpunkt vertauscht, denn viel weniger handelt es sich um ein 
Cabinetstück als um die gesammte Mobiliareinrichtung eines Gemaches. 
In diesem Falle nun entsteht die Frage, ob die Wirkung eines solchen 
Mobiliars auch die rechte ist, ob sie nicht unruhig und unbehaglich ist 
und wohl einen vornehmen, aber doch kalten Eindruck macht. Wir 
wollen dieses Bedenken der Discussion anheimgeben. Uns wenigstens er- 
scheint es rathsam, für das eigentliche Mobiliar die Anwendung dieser 
weissen Decoration auf ein bescheidenes Mass zu beschränken. 
Es ist aber Gefahr vorhanden, dass gerade das Gegentheil eintritt. 
Man hat ein Mittel gefunden, diese Elfenbein-Incrustation durch eine Art 
Druckverfahren auf billige Weise täuschend ähnlich zu imitiren. Obwohl 
das nur eine Surrogatkunst ist, so ist doch nicht einzusehen, warum man 
nicht davon Gebrauch machen soll. Wie hübsch und wie zierlich das bei 
Kästchen, Albums und dergleichen geschehen kann, das zeigt auf der 
Weihnachts-Ausstellung die Collection der wlvoirit-Arbeitenu, wie sie sich 
nennen, von Eduard Sieger. Die Leichtigkeit des Verfahrens aber bringt 
uns die Aussicht, es auch im Grossen angewendet zu sehen, und wir 
fürchten, es wird nur zu oft in übertriebener und verkehrter Weise ge- 
schehen, so dass wir eines Verfahrens müde und überdrüssig werden, das 
uns heute noch erfreut. 
Eine solche Anwendung von zweifelhaftem Werthe erscheint uns 
z. BÄ diejenige auf schwarzen Bilderrahmen, wie deren Einiges die Aus- 
stellung zeigt. Der Rahmen soll das Bild zur Ruhe zusammenfassen, die 
weissen Ornamente aber setzen nur die Buntheit fort und es tritt das 
Gegentheil ein von dem, was geschehen soll. Das schliesst freilich nicht 
aus, dass mit gutem Verständnisse auch hier im einzelnen Falle Gelun- 
genes geschaffen werden kann. Ueberhaupt begibt sich die Rahmenfabri-
	        
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