Einige Möbelstücke jedoch, die ebenfalls mit incrustirter Arbeit ver-
ziert sind, ziehen noch in besonderer Weise unsere Aufmerksamkeit auf
sich. Es scheint - und das ist an sich gewiss ein gutes Zeichen für eine
edlere und bedeutendere Richtung in der Möbelindustrie - auch bei uns
in Oesterreich jene specif-isch italienische Incrustation von Elfenbein in
Ebenholz oder geschwärztes Holz festen Fuss gefasst zu haben. Von Jahr
zu Jahr mehren sich diese Arbeiten und treten immer bedeutungsvoller
auf. Auch diesmal zeigt die YVeihnachts-Ausstellung ganz vortrelfliches
Mobiliar dieser Art: Credenz, Speisetisch, Kästen, Sessel, zum Theile von
Bernhard Ludwig, zum Theile von Richard Ludwig ausgeführt. An
den Gegenständen selbst hätten wir nichts auszusetzen, so gut sind sie,
was die Zeichnung wie die Ausführung betrifft. Es kommt nun aber un-
gesucht eine andere Frage, wenn wir diese Arbeiten mit ihren Vorbildern
aus dem 16. und 17. Jahrhunderte vergleichen. Diese erscheinen, wenig-
stens so weit sie uns erhalten sind, mehr als Cabinetstücke, als Kunst-
werke, die um ihrer selbst willen Bedeutung haben; als eigentliches M0-
biliar, als Zimmerausstattung bieten sie wohl nur Ausnahmen. Heute aber
ist der Standpunkt vertauscht, denn viel weniger handelt es sich um ein
Cabinetstück als um die gesammte Mobiliareinrichtung eines Gemaches.
In diesem Falle nun entsteht die Frage, ob die Wirkung eines solchen
Mobiliars auch die rechte ist, ob sie nicht unruhig und unbehaglich ist
und wohl einen vornehmen, aber doch kalten Eindruck macht. Wir
wollen dieses Bedenken der Discussion anheimgeben. Uns wenigstens er-
scheint es rathsam, für das eigentliche Mobiliar die Anwendung dieser
weissen Decoration auf ein bescheidenes Mass zu beschränken.
Es ist aber Gefahr vorhanden, dass gerade das Gegentheil eintritt.
Man hat ein Mittel gefunden, diese Elfenbein-Incrustation durch eine Art
Druckverfahren auf billige Weise täuschend ähnlich zu imitiren. Obwohl
das nur eine Surrogatkunst ist, so ist doch nicht einzusehen, warum man
nicht davon Gebrauch machen soll. Wie hübsch und wie zierlich das bei
Kästchen, Albums und dergleichen geschehen kann, das zeigt auf der
Weihnachts-Ausstellung die Collection der wlvoirit-Arbeitenu, wie sie sich
nennen, von Eduard Sieger. Die Leichtigkeit des Verfahrens aber bringt
uns die Aussicht, es auch im Grossen angewendet zu sehen, und wir
fürchten, es wird nur zu oft in übertriebener und verkehrter Weise ge-
schehen, so dass wir eines Verfahrens müde und überdrüssig werden, das
uns heute noch erfreut.
Eine solche Anwendung von zweifelhaftem Werthe erscheint uns
z. BÄ diejenige auf schwarzen Bilderrahmen, wie deren Einiges die Aus-
stellung zeigt. Der Rahmen soll das Bild zur Ruhe zusammenfassen, die
weissen Ornamente aber setzen nur die Buntheit fort und es tritt das
Gegentheil ein von dem, was geschehen soll. Das schliesst freilich nicht
aus, dass mit gutem Verständnisse auch hier im einzelnen Falle Gelun-
genes geschaffen werden kann. Ueberhaupt begibt sich die Rahmenfabri-