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künstler in der Gestaltung
freistehender Denkmale. Im
XVIII. Jahrhundert gehörte
es zu den häufigen Aufgaben
der Architekten, bei feier-
lichen Anlässen, Einzügen,
Huldigungen, Festen Bau-
ten zu errichten, die auf
öffentlichen Plätzen vor-
wiegend als Augenblicks-
dekorationen dienten. In
ihnen war eine kräftige
Phantasie lebendig, die
einen reichen architektoni-
schen Apparat lebendig
handhabte. Mitunter waren
es großartige Brunnenan-
lagen, die Wein statt Was-
ser spendeten; oft ist die
Form eines Rundtempels
das Grundmotiv gewesen.
In diesen temporären Bau-
werken, die uns aus Kupfer-
werkenbekannt sind, sprach
sich die gestaltungsfreudige
Zeit mannigfaltig aus und '-
übten sich die Baukünstler
in vergänglichem Material
für ihre ernsteren Aufgaben.
Auch von den Fischer v.
Erlach sind solche Arbeiten bekannt. Der Brunnentempel am Hohen Markt
ist ein bleibendes, in edlem Material durchgebildetes Denkmal dieser barocken
Dekorationskunst, das uns ahnen läßt, wie trefflich jene alten Baukünstler
Platz und Straßenbilder zu schmücken verstanden.
Noch zwei andere Plätze besitzt die innere Stadt Wien, die wohl eben-
falls in Form und Ausgestaltung heute verändert, in großen Umrissen aber
erkennen lassen, wie einst die Denkmalkunst die Platzbilder beherrschte. In
beiden Fällen war ein hoch aufgebautes Denkmal in der Mitte von zwei
seitlichen Brunnenanlagen, die freistehend disponiert waren, begleitet.
Am Hof ist nur mehr die Mariensäule erhalten, beide seitlichen Brunnen-
becken mit ihrem Figurenschmuck sind leider entfernt worden. Diese Bassins
waren 1732 vom Bildhauer Mathielli errichtet und 1812 von J. M. Fischer
mit neuem liguralen Schmuck versehen worden. Bewegte Gruppen in Blei-
guß haben die Vaterlandsliebe und den Ackerbau dargestellt. Hingegen be-
Brunnen im ehemaligen Palais Lobkowitz
m.