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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

Irre-unser. vual anxvn aunnuuun, 
bietet der Lederschnitt ein 
besseres Mittel zurHerstellung 
figürlichen Schmucks mit der 
freien Hand und infolgedessen 
zu geistreichen Beziehungen 
auf den Inhalt des Buches. 
Auch er ist ja bekanntlich im 
Orient heimisch, aber schon 
lange vor derI-Iandvergoldung 
im abendländischen Kunst- 
gewerbeeingebürgertworden, 
wenn auch zuerst nicht zum 
Schmuck von Bucheinbänden, 
sondern von Lederarbeiten 
anderer Art, der „Minnekäst- 
chen" in Frankreich und an- 
derer Kassetten und Etuis, 
Scheiden für Schwerter und 
Messer, Kelch- und Kronen- 
futterale etc. In der Zeit der 
Brunnen im Hofe Wollzeile 12 (A. von Henikstein), 1802 kunstgewerblichen Renais" 
sance des XIX. Jahrhunderts 
nahm ihn zuerst die deutsche Buchbinderei wieder auf, jetzt ist die französische 
nachgefolgt, die ihn teilweise bis zum höchsten künstlerischen Raflinement 
gesteigert hat. Da er leicht mit Treibarb eit, Punzierung und Färbung verbunden 
werden kann, läßt man ihn mit der Metallplastik in Wettbewerb treten. I-Iulbe 
zum Beispiel, der den mittelalterlichen Lederschnitt in Deutschland wieder 
eingeführt hat und auf der Frankfurter Ausstellung sehr reich vertreten war, 
nützt ihn mit Vorliebe zu den Wirkungen eines alten abgegriffenen Bronze- 
oder Kupferreliefs aus. Die Arbeiten dieser Art haben etwas Monumental- 
Wuchtiges, Trotzig-Ernstes, besonders wenn sich das Relief auf wenige große 
Formen beschränkt und die Tönung die Patina alter brauner Bronze mit 
leichten helleren Reflexen, bläulichen und rötlichen Spiegelungen, glatte und 
rauhe Stellen geschickt wiedergibt. Am vollkommensten war dieser Eindruck 
in einer großen Mappe aus Rindsleder erreicht, deren einziger Schmuck 
eine schwere, über zwei Pfosten gehängte Fruchtschnur in Flachrelief bildete. 
Bei einem Quartband aus demselben Materiale war der Eindruck der 
Bronzereliefs durch echte Bronzebeschläge mächtigen Kalibers verstärkt, 
ebenso bei dem Rindslederband einer Chronik, in den nur eine Pfauenfeder 
von seltsam großer und fast feierlicher Wirkung eingeschnitten und in leichtem 
Relief herausgetrieben war. Der grüne Grundton war mit allerlei Bronzen 
und Beizen behandelt und so der Charakter des Metallischen zur vollkommen- 
sten Illusion durchgeführt. 

	        
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