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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

Vordergrund, in dessen vielseitiger Tätigkeit sich 
neben großer technischer Sorgfalt ein lebhafter 
künstlerischer Schwung bemerkbar macht. Ich freue 
mich um so mehr, dies hier zum Ausdruck bringen 
zu können, als es mir früher bei der Rückkehr des 
jungen Meisters aus Zähnsdorfs Schule in London 
vergönnt war, an seinem Aufstreben teilzunehmen. 
Es fand sich gerade ein wohlhabender Bücherfreund, 
der uns seine ansehnliche, alle Gebiete des Wissens 
und der schönen Literatur umfassende Bibliothek 
zur Ausstattung anvertraute. Damals dachte in 
Deutschland noch niemand an eine individuelle Be- 
handlung des Einbands, es herrschte darin nur ein 
Grundprinzip, nämlich das, den Preis des Einbands 
im Einklang zum Buchhändlerpreis des Buches zu 
halten. Trotzdem wagte ich den Versuch, die äußere 
Ausstattung des Buches durch einen möglichst ein- 
fachen und verständlichen symbolischen Schmuck 
mit seinem Inhalt zusammenzubringen, die Hülle bei 
Wahrung des Gesamtcharakters der Bibliothek 
geistig zu differenzieren, etwa so, wie ich es auf 
einigen Tafeln von Octave Uzannes damals neu er- 
Kniender Christus, bunt glasierte schienenen Werken „La reliure de luxe" und „La 
Pa'"e'?'b'"i" S"F""ia"' 01m" reliure moderne" gesehen hatte. Meine Entwürfe 
osterreich. Anfang des XVI. Jahr- . . 
hundem fanden bei Schultze einen 
verständnisvollen Inter- 
preten. Da Lederschnitt wie jeder andere Relief- 
schmuck ausgeschlossen war, auch wo möglich mit 
dem vorhandenen Vorrat von Stempeln ausge- 
kommen werden mußte, berechnete ich den Deckel- ) 
schmuck auf Blinddruck, I-Iandvergoldung und g V 
Lederauflage. Hie und da durfte noch mit Ritzung  , 
hineingearbeitet werden. Aus Bogen- und Linien-  
Stempeln wurden Umrißzeichnungen zusammen- 
gesetzt und diese durch Blütenzweige, Kränze, 
Rahmenwerk und farbige Einlagen belebt. Aus ge- 
wöhnlichen Grolier- und Fanfarenstempeln, Punk- 
ten, Bogen, Sternchen, Rollen ergab sich eine Fülle 
neuer Kombinationen, mit welchen wir gegen die 
Gepflogenheit auch Seitenteile und Eckstücke von 
I-Ialbfranzbänden schmückten. Lyra, Harfe und 
Violine, Tamburin und Thyrsus dienten zum 
Schmuck musikalischer Werke und lyrischer Dich- Schwd"'"'f""k'"g(wimmhm) 
__ __ _ mit rotbraunen Tupfen. Zirka 1600. 
tungen, Blumen, abgebrochene Saulenschafte, mit Sammlung auf H wümk 

	        
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