MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

verabscheuen und 
immerdavonreden, 
daß der Künstler 
auf sich selbst ge- 
stellt sein müsse, 
der Schüler zu ler- 
nen habe (das aller- 
dings soll er „ler- 
nen"), sich aus sich 
selbst heraus zu 
entwickeln, ohne 
Rücksicht auf aka- 
demischen Regel- 
zwang und Über- 
lieferung. 
Allerdings kein 
Einsichtiger wird 
verkennemdaß sich 
diese freie Entfal- 
tung der künstle- 
rischen Persönlich- 
keit nur auf einer 
durch feste, er- 
probte Grundsätze 
und ein reiches 
Maß von Wissen Ausstellung der Wienervkunstgewerbeschule. Dekorationsstotf, entworfen von 
gestützten Basis Melanie Taussig (Schule Beyer-Schlechta) 
vollziehen kann. Freiheit im Handeln, Schwung und Phantasie schweben in 
der Luft und bleiben inhaltslos, wenn sie nicht Halt und Inhalt suchen in 
Ideen und Formen, welche wenn auch in unerschöpflicher Fülle und größter 
Mannigfaltigkeit der Gesamtheit künstlerischer Möglichkeiten zu Grunde 
liegen. Über die moderne Kunst gäbe es kaum einen Streit und an ihm würden 
nicht so viele tüchtige Künstler zu Grunde gehen, wenn alle ihre Führer und 
Wortführer die Kunst als das, was sie ist, als ein Lebendiges, Organisches 
und ihre Entwicklung als die notwendige, Gesetzen unterworfene Folge des 
einen aus dem anderen auffassen wollten. Daher liegt es im wohlverstan- 
denen Interesse der Kunst und ihrer Jünger, daß auf all das, was man aus 
der älteren Kunst lernen kann, auch in jenen Schulen nicht verzichtet wird, 
welche wie die im Leben mitten drinnen stehenden Kunstgewerbeschulen die 
vorgezeichnete Aufgabe haben, jedem Stimmungswechsel von Stil und Mode 
zu folgen. Kampforganisationen dürfen sie nur in dem Sinne sein, daß sie ihre 
Zöglinge für denKampf des Lebens mit allen Mitteln ausstatten, aber sie dürfen 
nicht zur Domäne irgend einer Partei werden, weder einer herrschenden noch 
einer heraufkommenden, weil sie nicht binden, sondern frei machen sollen. 
 
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