wie auch I-Iintze im Vorwort bemerkt, noch nicht „das letzte
Wort auf allen Punkten" spricht; gerade solche Ausstellungen
und Publikationen wie die Breslauer machen auf bisher schwer
zugängliches, den Besitzern unaufgeklärtes Material aufmerksam.
So steht zu hoffen, daß wir zum Beispiel gerade für die so
blühende Renaissancezeit in Breslau noch manches interessante
Stück zur Kenntnis bekommen werden. Für manche der von
Hintze im alphabetischen Katalog angeführten Meister des
XVI. Jahrhunderts fehlt noch die Kenntnis ihrer Meister-
zeichen und Werke, wenn auch einzelne dieser Meister über
das rein l-Iandwerksmäßige sich nicht erhoben haben werden.
Ein paar kleine Nachträge, die mir auf benachbarten Studien-
wegen zu Gesicht gekommen sind, füge ich hier bei. Ein Haupt-
meister der Breslauer Spätrenaissance, Paul Nitsch, arbeitet,
wie Hintze urkundlich feststellt, 1600 ein „kunstvolles Reli-
quarium" in Kreuzform für den Obersthofmeister Christoph
Popel von Lobkowitz in Prag. Dasselbe ist glücklicherweise
noch erhalten. Es-steht in der Schloßkapelle des Lobkowitzschen Rückseite des Breslau" Silben
Schlosses Raudnitz bei Prag und ist wirklich „kunstvoll" und 15m1, aus 4„ Sammlung
von respektabler Höhe (65 cm). Das Lobkowitzsche Wappen Dr. Adolph List in Magdeburg
und zwei Medaillen sind angebracht, von denen das eine die
Umschrift „Insignia Capitoli Wratislav" trägt. Den Fuß zieren kleine gefaßte blaue Muscheln.
Sowohl das Stadtzeichen wie das Meisterzeichen von Paul Nitsch sind eingeschlagen. Von
Augustin Heyne d. mittl. besitzt Herr Saly Fürth in Mainz einen reich getriebenen Deckel-
humpen, der aus der Kollektion Paul kam und in der von Fürth 1886 herausgegebenen Privat-
publikation seiner Sammlung sind das Stück selbst und das Beschau- und Meisterzeichen
abgebildet (Nr. 16, Figur x6). Auch die Sammlung des Herrn Dr. Adolph List inMagdeburg
besitzt ein paar wertvolle Breslauer Arbeiten. Zunächst einen prächtigen Löffel, nach der
Form des W (l-Iintze, Typus II) aus der Zeit von x55o bis zirka 1598 und einem unbekann-
ten Meisterzeichen. Der Löffel wird hier abgebildet. Das Meisterzeichen wird sich mit
Hilfe eines Siegels vielleicht eruieren lassen. Jedenfalls war der Meister ein guter. Der Löffel
ist gegossen, das Ende des Stiels endet in einen Griff von Früchten, auf dem Stiel selbst ist
eingraviert: „Im Zomen halt ein Zil". Am Ansatz der Löffelschale ist ein hübsches gegos-
senes Renaissanceornament, eine Rollwerkkartusche, gehalten von einer dahinter kauem-
den Groteskfigur. Auf der Rückseite dieses Ansatzes ist ein gegossenes Wappen aufgelegt,
darunter eine Muschel. Das Wappen ist, wie mir Herr Assessor Schlawe in Breslau gütigst
mitteilte, das der bekannten Breslauer Patrizierfamilie von Säbisch (Sebisch). Der untere
Teil der silbernen getriebenen Schale ist auf der Rückseite graviert und vergoldet, wie der
ganze Stiel. Eingraviert sind die Buchstaben J. C. H., die Initialen eines Besitzers. Einge-
schlagen ist amAnsatz derSchale über demWappen N 2, offenbar eine Inventarmarke. Links
von der W-Marke ist ein Wichsenzeichen sichtbar. Von den übrigen Breslauer Arbeiten Dr.
Lists möchteich noch ein interessantes Stück abbilden und besprechen, einen Chanukka-Leuch-
ter (2gx25'5 cm), ein Werk des Meisters Georg Kahlert d. J. (1732-1772). Der Stempel-
meisterbuchstabe F verweist das Stück nach l-Iintze in die Zeit r 746- x 758. Der Leuchter ist
gut getrieben, der Grund gepunzt, das Gewand der Esther und Judith sorgfältig behandelt,
besonders bei der Judith, das fein mit Ranken graviert ist. E. W. Braun (Troppau)
DAS XVIII. JAHRHÜNDERT." Das kleine Buch Grauls ist das erste zusammen-
fassende Werk dieser Art über das an Stilwandlungen so reiche und nuancierte
XVIII. Jahrhundert und in seiner Knappheit, Übersicht und Feinheit ein Meisterwerk.
Jahrelange eindringliche Studien, eine freie geistvolle Auffassung und eine beneidenswerte
Autopsie haben in eleganter Sprache ein prächtiges Werk geschaffen. Schon die Disposition
e-