Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen
Museums. Brokat, golden und farbig auf weinrotem Grunde
(Breite 75 Zentimeter)
Diese Arbeit läßt uns dann
auf ein anderes Stück weiter
schließen, das auf Seite 491 ab-
gebildet ist und wieder zu den
Erwerbungen der letzten Jahre
gehört. Es ist die Hälfte eines
geknüpften Teppichs. Das Blu-
menwerk hat sowohl in der
Zeichnung als in der Farbe die
größte Ähnlichkeit mit dem
eben besprochenen Stücke. Da-
zu kommen noch klassizisti-
sches Akanthusgeranke, Füll-
hörnerund Quastengehänge, die
alle zu dem eigentümlich stren-
gen Barock der französischen
Kunst des XVII. Jahrhunderts
gehören.
Die Knüpfart ist die der
kleinasiatischen Teppiche, wo-
bei aber der eine Kettenfaden
immer schräg hinter dem an-
dern liegt, so daß es zunächst
aussieht, als wären die Knoten
immer bloß um einen Ketten-
faden gelegt, wie dies bei ganz
alten Teppichresten und spa-
nischen Arbeiten vorkommt und
auch für die älteren französi-
schen(Savonnerie-)Erzeugnisse
charakteristisch sein soll. Lei-
der sind wir über die Technik
der alten Knüpfarbeiten und
insbesondere über die ältere
europäische Teppicherzeugung
noch zu wenig unterrichtet,
als daß wir hier Schlüsse zu
ziehen wagten. Jedenfalls ist
die Zeichnung und Farbenge-
bung so ausgesprochen euro-
päisch und ohne jeden frem-
den Einschlag, daß es schwer
ist, an eine außereuropäische Werkstätte zu denken, ja kaum an eine andere
als eine französische. Über die 1643 gegründete „Manufacture Royale des