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Abb. g.
Venedig, San Marco, Bogen über der Tür zum Tesoro
(PhonAlinari)
oberitalienische Einiluß
bereits im XIII. Jahrhun-
dert gewirkt, so daß mir
zu glauben berechtigt er-
scheint, in Gemona und
Venzone, somit auch für
Grado, eine Rückwirkung
dieses Einflusses anzu-
nehmen, eine von Norden
kommende Welle, die am
Anfange des Trecento
kümmerliche Spuren der
einst entlehnten großen
Kunst, am südlichen Fuße
der Alpen hinterläßt. Die
alte Heeres- und Handels-
straße mag diesen Einiluß
vermittelt haben.
Als Ergebnis dieser
Erörterung können die
Kanzelreliefs von Grado
nur als eine ' gleichzeitige
und vielleicht auch noch
spätere Parallelerschei-
nung oder Folge der Por-
talskulpturen von Gemona
und Venzone betrachtet
werden. Was für manche
Kunsthistoriker das Produkt der „römischen Verfallszeit" oder der „Völker-
wanderung" war, entpuppt sich nun als eine zurückgebliebene, provinzielle
Arbeit, die, gegenüber von sicher datierten Parallelbeispielen, frühestens
ganz an das Ende des XIII. Jahrhunderts versetzt werden kann.
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i!
Dadurch hätten wir einen sicheren Anhaltspunkt für die Datierung der
Reliefs der Kanzel gewonnen. Indem wir uns dafür Sicherheit geschafft
haben, ergibt sich das Weitere von selbst, die gotische Sechspaßgrundform
der Kanzel findet ihre Erklärung, und die Frage drängt sich auf, ob wir
wirklich blind der Behauptung Eitelbergers folgen und zwei Perioden für
die Entstehung der gesamten Kanzel annehmen sollen.
In dem Augenblick, wo wir nun wissen, daß die Reliefs am Ende des XIII.
oder am Anfang des XIV. Jahrhunderts entstanden sind, liegt stilistisch kein
Hindernis vor, die Dachbekrönung der Kanzel in diese Zeit zu datieren. Um
aber auch hierfür das passende Material zu Finden, müssen wir den anfangs