angekündigten Weg ein-
schlagen und uns nach Ve-
nedig wenden.
Das Auffälligste an dem
oberen Teile unserer Kanzel
ist die geschweifte, zweilap-
pige Form des Bogens. Es
handelt sich also in erster
Linie zu untersuchen, ob
um diese Zeit eine ähnliche
Gestaltung des Bogens vor-
kommt. Daß dies in Venedig
der Fall ist, können wir an
einem besonders geeigneten
Beispiele, an dem Bogen über
der Tür zum Tesoro in San
Marco (Abb. 9) ersehenßi
Dieser Bogen, wie aus der
Baugeschichte der Kirche
und stilistisch aus dem darin
umrahmten Mosaik unzwei-
deutig erhellt, ist während
der zweiten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts entstan-
den. Ein zweites Beispiel
aus dem Ende des Dugento,
ebenfalls in San Marco, ist
der Doppelbogen über der Nordtüre, die vom Narthex ins linke Querschiff
führt (Abb. I0). Die daran ausgeführten Skulpturen geben uns einen sicheren
Anhaltspunkt für seine Datierung: es ist der neu aufgetretene byzantinische
Einiiuß, vermengt mit der Kunst der älteren Portalbogen von San Marco,
deren Ursprung in den Werken Benedetto Antelamis zu suchen ist. "i? Beide
Bogen haben mit unseren die Form gemeinschaftlich: zweilappig-geschweift,
oben lanzettartig endigend. Es ist hier nicht der Platz, zu forschen, woher
und durch welche Modalitäten dieser Spitzbogen, der im gewissen Sinne
abseits von der Entwicklung der Gotik steht, nach Venedig kam und hier
Verbreitung fand. Uns genügt, für den speziellen Fall, den wir vor Augen
haben, nur die Tatsache feststellen zu können, daß seine Form in der in
Frage kommenden Zeit nichts Außergewöhnliches bedeutet. Andererseits ist
es wohl klar, daß wir sowohl in Venedig wie in Grado mit Produkten eines
orientalischen Einflusses zu tun haben: die Kalotte unserer Kanzel ist wohl
Abb. m. Venedig, San Marco, Portalbogen am nördlichen Ende des
Narthex (Phot. Alinari)
' Siehe P. Selvatico, Sulla Architektur: e aulln Scultura in Venezia, Venedig 1847, dann speziell das
große Werk von Ongnnia, L: Bnsilica di S. Max-eo; und Gabelentz, op. cit. S. x68.
"' Gabelentz, op. ciL. S. 168, datiert mit Recht diesen Bogen um 1300.