hinter dem I-Iauptaltar derselben Kirche tragen (Abb. u). Dieser Kirchen-
stuhl besteht aber auch aus Spolien verschiedener Zeiten und wurde im
Laufe der Jahrhunderte öfters restauriert. Darin stimmt auch Eitelberger
überein, der ganz richtig hervorhebt, daß die beiden Säulen (und ergänzend
sagen wir, auch deren Kapitelle) nichts mit den Völkerwanderungsplatten,
aus denen wahllos die Kathedra zusammengestellt ist, zu tun haben. Ob
nun die für uns in Fra-
ge kommenden Kapitelle
gleichzeitig mit den Kan-
zelbrüstungen entstanden
oder auch Spolien einer
früheren Periode sind,
magdahingestelltbleiben.
Zu den Säulen, die spät-
antik oder frühchristlich
sind, gehören sie nicht.
Sie weisen zwar manche
Ähnlichkeit mit den Kapi-
tellen in der Krypta von
Aquileja auf, daraus aber
einen Schluß zu ziehen,
wäre nicht ratsam, da die-
se Kapitelle selbst schwer
zu datieren sind. Bei der
Zurückgebliebenheitman-
cher Kunstzweige im aqui-
lejensischen und graden-
sischen Gebiet könnte
man schließlich auch an-
nehmen, die Kapitelle un-
serer Kanzel, respektive
jene der Kathedra seien
im XIII. Jahrhundert ent-
standen. Da wir aber da-
für keinen strikten Beweis erbringen können, lassen wir die Frage offen und
begnügen uns mit den hier erbrachten Feststellungen.
Danach ist die Gradenser Domkanzel ein zeitlich einheitliches Werk,
das am Ende des XIII. oder am Anfang des XIV. Jahrhunderts zu datieren
ist. Dieselbe ist in einem Orte entstanden, in welchem einerseits der venezia-
nische Byzantinismus, andererseits die von Norden durch die Alpenstraße
kommenden Einflüsse sich kreuzten. Einheimisch ist die provinzielle, rohe
Umwertung. Aus Spolien der Spätantike, aus bäuerischen Reliefs, in denen
kaum mehr ein Hauch der großen Kunst zu spüren ist, der sie ursprünglich
entstammen, aus venezianisch-byzantinischen Architekturmotiven wurde eine
Abb. n. Grade, Dom, Kathedra (Phon. Alinari)
n.