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unten die ursprünglichen Webekanten. Das Muster ist in grünem Flor mit
gerippten Rändern auf glattem gelbem Grunde ausgeführt. In gewissem
Sinne vergleichbare Formen haben wir unter anderem bei Tintoretto („Apo-
theose der Venezia" im Dogenpalaste) gefunden. Merkwürdig ist, wie die
Tierornamente schon in weit älteren Arbeiten, so auf einem italienischen
Stoffe um 1430 (bei Falke „Kunstgeschichte der Seidenweberei", Abb. 495)
vorgebildet sind; die Fischkörper und der ganze Rankenzug sind aber voll-
endete Renaissance.
Eine weitere be-
merkenswerteRenais-
sancearbeit bietet die
Abbildung auf Sei-
te 48x; auch hier han-
delt es sich um ei-
nen friesanigen Strei-
fen. Die ursprünglich
blaue Kette bildet die
Musterung und der gel-
be Schuß den Grund;
diese oberen Schich-
ten sind aus Seide ge-
bildet. Die Figürliche
Darstellung ist bei un-
serem Stücke übrigens
nach beiden Seiten hin
unvollständig; doch ist
rechts die Einschläfe-
rung des Argus, dessen
Leib mit zahlreichen
Augen bedeckt ist,
deutlich zu erkennen.
Darstellungen von ähn-
licher Linienführung,
Bewegung, Tracht
und anderem finden
wir bisweilen in älte-
ren Modelbüchern, so
in dem des Andreas
Bretschneider („Neu-
es Modelbuch", Leip-
zig, 1619) und insbe-
sondere bei Frederic
de _ vlnclolo_ ("Pour- Neuerwerbung der Texülsammlung des Österreichischen Museums. Kasel,
traicts", Turm, I 58g), Weinrote Seide mit Gold, Italien, xvl. jahrhundert