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trägt, während die beiden andern
ornamentaler Natur sind. Der obere
Puttenfries ist nach Plaketten Peter
Flötners abgegossenfk für die unteren
Reliefs haben Nürnberger Plaketten
aus der Dürer-Schule, darstellend
Passionsszenen, vorgelegenßp"
4. Krug bei Dr. Figdor-Wienfm"
früher in der Sammlung Lippmann-
Lissingen. Signiert wie I. Den
I-Iauptfries bilden drei, verschiedene
Male wiederkehrende, in Nischen
stehende allegorische Standiiguren.
Nach Walcher sind es die drei
tapferen Frauen Judith, Kleopatra
und Lukretia, nach Demiani Glaube,
Stärke und Klugheit. Es sei hier
gleich bemerkt, daß dieselben Fi-
guren auf einer großen Kanne des
Louvre, welche das Annaberger
Stadtzeichen trägt und auf einer
unbezeichneten kleineren Kanne
der ehemaligen Sammlung Lanna-l
wiederkehren; letztere trägt zwei-
mal den gleichen ornamentalen
Fries wie auf der Figdorschen
Kanne, so daß ihre Joachimstaler
Abb. x. Joachimstaler Zinnkrug des Österreichischen Provenienz wohl gleichfalls zwei_
Museums. um 1583 _ ,
fellos ist. Was nun die drei alle-
gorischen Figuren auf der Kanne im Louvre und den beiden Krügen bei
Dr. Figdor und ehemals bei Lanna betrifft, so sind dieselben nicht nach
Flötner-Plaketten gegossen, wie der Katalog Lanna schreibt. Sie sind aber
leider auf allen drei Stücken ziemlich verrieben, so daß die Deutung nicht
leicht ist. Eine Vergleichung der Figuren auf den Kannen ergibt aber
folgendes. Klar erkenntlich ist auf der Figdorschen Kanne die Judith mit
dem Haupte des Holofemes in der Linken und dem Schwerte in der
Rechten. Die zweite Figur hält, wie an der Kanne bei Lanna ersichtlich ist,
das Kreuz in der Linken und den Kelch in der Rechten, ist also sicher die
Fides, und die dritte endlich kann nur die Kleopatra sein, die mit der
Rechten den Kopf der Schlange an den Busen legt. Wenn die Zusammen-
stellung dieser drei Frauen, wie sie oft in der deutschen Renaissance vor-
Vgl. meinen Aufsatz im Repertorium für Kunstwissenschaft, 1913.
Vgl. meinen Aufsatz im Archiv für Medaillen- und Plakettenkunde ll.
Abg. bei Walcher a. a. O. S. 68 (irrtümlich als „Nürnbergischß und bei Derniani.
+ Abg. Katalog Lanna I., Nr. 328.