ersten Auflage sind hier zumeist durch gute, vielfach vorzügliche photographische Auf-
nahmen ersetzt. Der Wert der Neuauflage liegt vor allem in der starken Vermehrung der
Abbildungen, die das Werk zu einem brauchbaren Nachschlagebuch erheben. Geringere
Befriedigung bieten die Wiederholung und die Ergänzung des Lübkeschen Textes, dessen
Mängel in inhaltlicher Beziehung leider zum größeren Teil mit übernommen sind. E.
IEN. DIE WIENER PORZELLANSAMMLUNG VON KARL
MAYER. Bei der im Jahre r9r2 in Wien abgehaltenen Tagung des Museen-
verbandes wurde mir wie den meisten der daran teilnehmenden Herren unter anderem
auch Gelegenheit gegeben, mich an dem Anblick der an schönen und seltenen Stücken
besonders reichhaltigen Wiener Porzellansammlung des Herrn Karl Mayer zu erfreuen.
Diese mit großem Geschick in jahrelangem Bemühen zusammengebrachte Sondersammlung,
die uns von dem seine besonderen Lieblinge gebührend hervorhebenden Besitzer selbst
gezeigt wurde, ist mit ihren über 500 Stücken derartig vielseitig, daß sie auf ihrem immerhin
eng begrenzten Gebiete ein ziemlich umfassendes, abschließendes Bild von dem Werden,
Blühen und Vergehen einer der bedeutendsten österreichischen Kunstindustrien vor Augen
zu führen vermag. In diesem Sinne darf sie als eine recht gute und lehrreiche Ergänzung
zu dem Bestande der öffentlichen Museen angesehen werden.
Der eigentliche Nutzen einer solchen Sondersammlung für die Gesamtheit bleibt
indessen immerhin solange fragwürdig, bis sie eine angemessene, fachmäßige Durch-
arbeitung und Veröffentlichung erfahren hat. Das ist nunmehr in dem mir zur Besprechung
vorliegenden Buchef geschehen. Daß dies der Fall ist, und daß diese Aufgabe äußerlich
wie innerlich in gleich vortrefflicher Weise gelöst wurde, dafür sind wir dem Besitzer zu
besonderem Dank verpflichtet.
Der Verlag von Artaria ä Co. in Wien hat in Papier, Lettern und Druck an vornehmer
Wirkung das beste geleistet. 220 von den insgesamt 530 besprochenen Porzellannummern
sind abgebildet, davon die meisten in gut getönten, klaren Schwarzlichtdrucken. Auf elf
Tafeln sind 22 der schönsten Stücke in Farbenlichtdruck wiedergegeben. In ihrer trefflichen
Ausführung vermögen sie den Originalen sehr nahe zu kommen. Als ganz besonders
gelungen möchte ich folgende Stücke hervorheben: die reich mit Gold verzierte blau-
grundierte Vase (Taf. x], die beiden kleinen Terrinen in Rosa und Gold sowie in Grün und
Gold (Taf. 25 und 26), das Frühstücksservice mit Amoretten auf Rosagrund (Taf. 27) und den
Teller in Gold und Grau auf weinrotem Grunde (Taf. 4x). Die 19 Porzellane, die auf neun
Tafeln in farbigen Autotypien wiedergegeben sind, vermögen nicht ganz zu befriedigen.
Das heutzutage bei dieser Technik noch nicht zu vermeidende Vorherrschen besonders der
violetten Töne wirkt immerhin etwas störend, denn es bringt fremde Farbenwerte hinein.
Was nun den Bearbeiter des Werkes anlangt, so konnte der Besitzer wohl kaum
einen Berufeneren linden als J. Folnesics, der mit Braun zusammen das 1907 erschienene,
grundlegende Buch über die Geschichte der Wiener Porzellanfabrik verfaßt hatte. In der
bei ihm gewohnten Weise hat er auch hier mit großem Fleiß den Stoff gesichtet und
anschaulich behandelt. Es sollte sein letztes größeres Werk sein, denn am 30. August
ist Folnesics nach kurzemKrankenlager gestorben.Was die Kunstwissenschaft, insbesondere
die Geschichte der Keramik an ihm verliert, ist an anderer Stelle in dieser Zeitschrift
gewürdigt worden.
Als ein kleines Meisterstück möchte ich die historische Einleitung bezeichnen. Kurz,
klar, übersichtlich wird dem Leser unter stetiger Bezugnahme auf die Sammlung Mayer
die Entwicklung der Wiener Manufaktur vor Augen gebracht. Folnesics führt uns über die
tastenden Anfänge mit den chinesischen Blumen und Landschaftsmotiven hinweg zu den
"deutschen" Blumen und dem Barockcharakter in der Form und Ornamentation. Er
" Die Wiener Porzellansammlung Karl Mayer, Katalog und historische Einleitung von J. Folnesics,
Erstem Vizedirektor des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, mit B5 Tafeln. Wien rgx4,
Verlag von Anaria ä Co.