MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 11)

Form. Andere gelungene Versuche streben danach, die einfachste Form des „Males", den 
Einzelblock in seiner kräftigsten Ausbildung, als Kunstform zu gestalten. 
Der monumentale Pfeiler- oder Pylonenbau, der einem großen Platzbild festen Halt 
zu geben vermag. bot um so mehr Anziehungskraft, als ihm eine Ausführungsmöglichkeit 
nicht allzu ferne liegt. 
Architekt Günther, Maler A. Janesch und Architekt F. Pindt haben zusammen ein 
solches Denkmal entworfen, dem der Baukünstler die Gesamtform, Maler und Bildhauer 
den farbigen und plastischen Schmuck (in echtem Material vorausgesetzt) gaben. Für 
die Aufstellung dieses - alle Künste vereinigenden - Werkes auf dem Votivkirchenplatz 
ist schon öffentlich eine gewichtige Lanze eingelegt werden. 
Vom antiken Giebelbau und Rundtempel beeinfiußt, ist der Kapellenbau und selbst der 
Bau von Kuppelkirchen in den Kreis dieser Denkmalaufgabe einbezogen worden. Professor 
Payer (Innsbruck) hat allein eine ganze Folge von Varianten dieses Tempelgedankens unter 
dem Leitmotiv „Studien" vereinigt. 
Unter allen baukünstlerischen Lösungen ragt aber Oberbaurat Ohmanns „Ruhmes- 
halle" hervor. Er hat die Örtlichkeit glücklich bestimmt, indem er den Donau-Abhang 
des Leopoldsberges wählte und dabei auch an den Zusammenhang mit dem alten, schon 
bestehenden Kirchenbau dachte. Er hat in vornehmer Weise an alte heimische Bau- 
traditionen angeknüpft und dabei gerade das unsern alten Meistern so häufig eigen gewesene 
Verständnis neu betätigt, in ein großes charakteristisches Landschaftsbild ein bedeutendes 
Architekturwerk so einzufügen, tdaß es mit der Natur verwachsen erscheint. Damit ist 
zugleich einem von anderer Seite aufgeworfenen Problem ein trefflicher Weg zur Lösung 
gezeigt (Burgstall). 
Über die Fülle von Vorschlägen, welche zwischen den herausgegriifenen Fällen liegen, 
kann gesagt werden, daß neben Naivem und Unzulänglichem Reifes und Wohldurchdachtes 
einhergeht. Der Sturm einer großen neuen Zeit weht noch nicht aus den Werken, die in 
der Periode des schwersten Kampfes entstanden. Aber schon liegt die wiedergewonnene 
Konzentration, die Schaffenslust, die so lange gelähmt war, in manchen schönen Leistungen. 
Es ist oft in diesen Tagen von künstlerischer Seite betont worden, daß große Kriege 
die bildende Kunst nicht unmittelbar befruchten. Das ist nur teilweise richtig und gilt nur 
für gewisse Gebiete der Kunst, welchen das Wiedergeben, Darstellen von Erlebnissen, das 
Vertiefen in die Natur besonders wichtig ist, welche der Intensität des Schauens mehr als 
der freien Gestaltung zustreben. 
Alle Monumentalkunst bleibt aber so sehr mit großen, starken Zeitereignissen und 
weltbewegenden Ideen verknüpft, daß die Nachwirkung bedeutender Kriege mit zu den 
kräftigsten Impulsen für ein neues starkes Schaffen gehört. 
Auch hierin ist der Ausblick in eine verheißungsvolle Zukunft der schönste Leitstern 
für eine bedrängte und sorgenbeschwerte Gegenwart. H. F. 
KÜNSTLERHAUS-HERBSTAUSSTELLUNG. Nach der fesselnden Studien- 
ausstellung von den Kriegsschauplätzen ist wieder friedliche Arbeit in denselben 
Räumen zu sehen. Aber mancher Künstler, der im Felde mit Pinsel und Stift lebendig und 
eindrucksvoll schilderte, in Ausschnitt und Stimmung unter dem vollen Einiiuß seines Tem- 
peraments stand, ist hier in seinen Bildern wieder in konventioneller Haltung erschienen. 
Ist es allein der Zwang der Konvention, die Anpassung an die Gesellschaft, welche 
so viele daran hindert, über die Skizze hinaus aufrichtig und warm zu bleiben? Von allen 
Wänden blickt der gute Ton, die bewährte Form, die geschickte Mache - wo ist der 
packende Impuls tiefer innerer Erlebnisse, welche den Beschauer mitreißen? 
Was im Felde der Reichtum und die Kraft der äußeren Erlebnisse und Eindrücke 
bewirkten, daß soll in der Heimat Vertiefung und höchste Anspannung bringen! 
Wie sehr fühlt man in diesem Augenblick die Farblosigkeit jenes Erlebens, das dem 
allgemeinen Verständnis entgegenkommen soll!
	        
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