Wirkung ist anscheinend eine süddeutsche Arbeit aus der ersten Hälfte des XVIll. Jahr-
hunderts. Die Glassammlung wurde sowohl durch einige antike Stücke als durch zahlreiche
ältere böhmische Arbeiten bereichert; worunter Kothgasser-Gläser und eine Zuckerdose, ein
frühes Erzeugnis der gräflich Buquoyschen Glasfabriken (Geschenk des Herrn Ludwig Lob-
meyr); zu den schönsten und kostbarsten Stücken gehört ein iigürlich geschliEenes Trinkglas
(Wiener Arbeit?) aus der frühen Empirezeit. Reichlich konnte auch die Gewebesammlung
vermehrt werden. Eine große Seltenheit ist ein lucchesischer Goldbrokat des XV. Jahr-
hunderts; es ist bisher nur ein einziges Gegenstück bekannt, das sich seit einigen Jahren
gleichfalls im Museumsbesitze befindet. Ein großer, sehr gut erhaltener Teppich ist eine
vorzügliche persische Arbeit aus dem Beginn des XVII. Jahrhunderts; ein bemerkens-
wertes Stück ist ein Pluviale aus Goldbrokat, ganz in der Art der sogenannten Polengürtel
gewebt. Auch ein Savonnerie-Teppich, der ein Bild der europäischen Teppicherzeugung
der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts bietet, gehört zu den selteneren Erscheinungen
des Kunstmarktes. Eine sehr wirkungsvolle gestickte Kasel (mit Kelchdecke) ist durch den
bekannten silbernen Widmungsschild als seinerzeitige Schenkung der Kaiserin Maria
Theresia aus dem Jahre 1776 gekennzeichnet. Zahlreich sind die Renaissance-, Barock-,
Rokoko- und Biedermeierstoffe, worunter besonders ein großer Wandbehangstoff aus der
Zeit der genannten Kaiserin und ein ganzer Seidenrock (für Krinolintracht) aus der
Louis XVL-Zeit. Die ehemalige berühmte Wiener Seiden- und Bandweberei ist durch
zahlreiche Proben aus ihrer Blütezeit vertreten; es fallen darunter auch orientalisierende
Stoffe auf, wie sie hauptsächlich für die Ausfuhr nach dem Osten gearbeitet wurden. Ein
sehr schönes gesticktes Musterbuch kam unter anderem durch die Schenkung der Frau
Oberst Roma de Lattre in Wien. Eine reiche und geschlossene Gruppe stellen die älteren
schleswigschen Volksarbeiten (besonders „Beiderwandstoffe") dar. Ein Teil der Neu-
erwerbungen (besonders die Kostümbilder) ist übrigens bereits in die gegenwärtige Spitzen-
ausstellung eingeordnet, ein anderer wird demnächst in der historischen Trachten-
ausstellung gezeigt, die gleichzeitig mit der Modeausstellung eröffnet wird. Die meisten
aus den Sammlungen des k. k. technologischen Gewerbemuseums zugewiesenen Stücke
sind schon seit längerem in die einzelnen Abteilungen des Museums eingereiht.
ESUCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden im Monat November von 2.990 Personen, die Bibliothek von 1.219 Personen
besucht.
UNSTGEVVERBESCHULE. Der Minister für Kultus und Unterricht hat auf
Grund des ä 4 der im Einvernehmen mit dem Ministerium für Kultus und Unterricht
erilossenen Verordnung des Justizministeriums vom 31. Juli 1896, R. G. Bl. Nr. 151,
betreffend die Errichtung von Sachverständigenkollegien in Sachen des Urheberrechtes,
den Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums Regierungsrat
Josef Hoffmann zum Mitglied des Sachverständigenkollegiums in Sachen des Urheber-
rechtes für den Bereich der bildenden Künste in Wien auf die Dauer der Funktionsperiode
dieses Kollegiums ernannt.
ESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER KUNSTGEWERBE-
SCHULE. In der vor kurzem abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung
dieser im Jahre 1869 auf Anregung des damaligen österreichischen Botschafters am
französischen Kaiserhofe, Fürsten Richard Metternich, begründeten Gesellschaft, welche
sich die Unterstützung der mittellosen Studierenden der Kunstgewerbeschule zun Aufgabe
gemacht und in den 46 Jahren ihres Bestandes für diesen Zweck 372.000 K aufgebracht
und verwendet hat, ist der langjährige Präsident der Gesellschaft, Herrenhausmitglied
Ludwig Lobmeyr, mit Rücksicht auf sein hohes Alter von diesem Amte zurückgetreten.
Der Herr Minister für öffentliche Arbeiten hat Herrn Lobmeyr für sein an der Spitze dieser