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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 11 und 12)

übertragen worden? Wer die zeitlich folgenden Altarwerke des Meisters 
betrachtet, wird sich nach dieser Beschreibung ohne Mühe das getreue Bild 
des Schlägler Altars rekonstruieren können. 
Am 24. September 1625 beschloß Abt Joachim Buchauer von St. Peter, 
die schon erwähnte Neuausstattung seiner Stiftskirche mit Aufstellung der 
letzten noch fehlenden zwei Seitenaltäre und eines neuen Hochaltars zu voll- 
enden, und übertrug diese Arbeit natürlich wieder dem von ihm schon bisher 
ausschließlich beschäftigten Meister Waldburger. Von diesen Seitenaltären 
ist ebenso wie von den früher geschaffenen nichts mehr erhalten. Auch der 
Waldburgersche Hochaltar mußte 1779 einem neuen weichen. Glücklicher- 
weise hatte man aber gegen den alten I-Iochaltar Pietät genug, ihn vor dem 
Abbruch durch den bürgerlichen Steinmetzmeister Johann Nepomuk Högler 
„acorate" abzeichnen zu lassen. Diese für uns wertvolle Zeichnung ist im 
Stiftsmuseum von St. Peter erhalten (Abb. 4). Der Altar zeigt den für alle 
Altarschöpfungen Waldburgers charakteristischen Aufbau, über welchen 
später noch zu sprechen sein wird." Aber auch vom Figurenschmuck des 
I-Iochaltars blieb einiges erhalten, nämlich das teilweise überarbeitete Taber- 
nakel, welches auf dem neuen Altar wieder Aufstellung fand und daher 
von Högler nicht abgezeichnet wurde (Abb. 5), und dann die beiden stehen- 
den weiblichen Figuren (Abb. 6), welche in den äußeren Nischen der Predella 
aufgestellt waren.""'"" Wenn man die beiden letztgenannten Figuren, welche 
ich auf dem Dachboden von St. Peter auffinden konntej- mit der Nach- 
zeichnung I-Iöglers vergleicht, so wird man die nicht uninteressante Fest- 
stellung machen, daß es der Rokokomeister anno 1779 mit dem „acoraten" 
Abriß nicht allzu genau genommen hat, daß er, vielleicht ganz ungewollt, 
die Figuren im Stil seiner Zeit sah und wiedergab: in graziöser Haltung, mit 
bewegt drapierten Gewändern, welche das Spielbein ganz in der Art der 
Rokokoplastiken nackt hervortreten lassen. Für eine Bestimmung des Figuren- 
charakters dürfte also, nebenbei bemerkt, I-Iöglers Abriß des Waldburger- 
schen Altarwerkes kaum herangezogen werden können. Es ist dies auch 
nicht notwendig, denn soweit es sich für uns für spätere stilkritische Unter- 
suchungen um die Feststellung allgemeiner charakteristischer Eigenarten 
Waldburgerscher Figuren handelt, genügen uns ohnedies die wenigen 
erhaltenen Skulpturen des Altars vollkommen. An allen Werken Wald- 
burgers finden wir zahlreiche Engelskinder angebracht, bald auf Dachungen 
sitzend, bald in den Darstellungen der großen Reliefs, dann wieder als Zier- 
köpfchen an Säulen und Zwickeln verwendet und so weiter. In der Bildung 
seiner Engelsköpfchen hält sich nun Waldburger stets so getreu an seinen 
einmal gewonnenen Typ, daß jeder, der je ein Waldburgersches Engels- 
köpfchen gesehen hat, unter ungezählten anderen Engelsköpfchen Wald- 
" Vertrag im Stiftsarchiv zu Schlägl, Archiv Kasten H, Lade 5, Fzszikel z b. Die für Anton Waldburger 
bestimmte Vertragsunterfertigung fand ich im Stiftsarchiv zu Reichersberg am Inn. 
v" Siehe Seite 39031. 
z" Vgl. Abb. s. 
1' Durch liebenswürdige Unterstützung Seiner Hochwürden P. Josef Srraßer, 0. S. B., Salzburg.
	        
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