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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Das Küstenland (Görz, Gradiska, Triest und Istrien)

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wohl sonderbar, wenn man die letzten, die in kleinerer Anzahl vorhanden sind, mit den 
unzähligen Löchern eines Siebes vergleicht. 
Die Charwoche ist da. Der irmto, z. B. in Triest, hat schon früher in einer großen 
Kiste das „heilige Grab" errichtet und stellt es am Gründonnerstag und am Charfreitag 
an den Ecken der am meisten besuchten Straßen auf. Auf jeden zweiten Schritt sehen die 
Passanten eine ausgestreckte Hand und müssen sich die Worte gefallen lassen: ,1m pro^o 
nn solcio xal snnto sopnlero, ich bitte um einen Kreuzer für das heilige Grab". Während 
Triest wie auch andere Gegenden Österreichs am Charsamstag die Auferstehungsprocession 
kennt, hat Istrien die Charfreitagsprocession. Die Mitglieder der verschiedenen Bruder 
schaften tragen dabei nach altvenetianischer Sitte lange Talare, bald von schwarzer, bald 
von gelber, weißer, rother, aschgrauer oder violetter Farbe. Kirchenfahnen sind in Istrien 
etwas Seltenes; man trägt vielmehr kolossale Statuen und riesiggroße Wachsfackeln, oirii 
genannt, welche zum Theil noch aus den Zeiten der venetianischen Republik herstammen. 
Für manche Gegenden Istriens sind die Bitttage im vollsten Sinne des Wortes wahre 
Reisen. In aller Frühe des Markustages und der drei Tage vor Christi Himmelfahrt 
verlassen die Gläubigen mit ihrem Seelsorger, nachdem er die Allerheiligenlitanei 
angestimmt hat, die Pfarrkirche, um in einer gewöhnlich sehr weit gelegenen der Messe 
beizuwohnen. Unterwegs muß der Priester eine Unzahl von Evangelien singen, viele 
Gebete verrichten und dann mit dem Processionskreuze die vier Weltgegenden — exorcisiren, 
damit Hagel, Uugewitter, Raupen und Würmer die Saaten nicht beschädigen. Ist man an 
Ort und Stelle angelangt und ist der Gottesdienst beendigt, so lagert Alles im Freien, 
genießt das mitgenommene Essen, dem man tapfer zuspricht, und kehrt erst spät — vielleicht 
am Nachmittag — in die Pfarre zurück. 
Seit dem Cholerajahr 1849 begeht der Triestiner den 21. November als sein 
größtes Fest, die Darstellung der Mutter Gottes im Tempel oder, wie er sie nennt, die 
„Mutter der Gesundheit", ln Nnäonim äoiln Salute. Wenn es nur möglich ist, besucht 
er bei dieser Gelegenheit seine Kirche Santa Norm lVlaMore, wo der Gottesdienst mit 
Pracht und Pomp gefeiert wird. 
Man würde den Jstrianer wohl beleidigen, wenn man an dieser Stelle das earo 
vale, oder vielmehr das carnis levarnen, den Fasching mit Stillschweigen übergehen 
würde. Sobald diese „heilige Zeit" herannaht, scheint der Jstrianer gar keine anderen 
Gedanken zu haben als eben nur den Carneval. Nicht umsonst nennt er den Fasching eine 
„heilige Zeit", denn in seinem Munde lautet ja das Sprichwort: Unsinn, l^aäsl e — 
sairtissinao Oarneval. Man besucht die testini oder die 08terie, wo bis zum Morgen 
geschmaust wird. Die Jugend hinwiederum eilt Abends maskirt in die Theater oder zu den 
Tanzböden, denn auch iu Privatzirkeln und öffentlich wird weidlich getanzt. In den veglioiri,
	        
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