Waidblättern, sowohl mit getrockneten als frischen grünen unternehmen
zu können; die Resultate fallen mit diesen Blättern so glücklich aus, daß die
hiesige Verfahrungsart unter allen jetzt schon bekannten Verfahrungsarten
wahrscheinlich den ersten Rang erhalten wird, besonders deswegen, weil
man I. die völlige Reife des Waidkrautes nicht abzuwarten hat, und 2. der
Indig sehr sicher, reichlich, schön und billig gewonnen wird; wovon ich eine
Probe auf einen Stück Filtrirpapierhier bey lege.
Mit dürren Waidblättern, welche ich mit aller Aufmerksamkeit behandelt
habe, desgl. der Prof. Lampadius in Freiberg und Dr. Heinrich in Böhmen,
haben gleiche Resultate erhalten, die Ausbeute ist sehr geringe, und der Indig
hat bey keinen ein schönes blaues Ansehen erhalten können.
Mit den zu. Juli d. J. gehen hier die ölTentlichen Proben an, welche ich
unter Aufsicht zweier Deputierten von der Königl. Commerz deputation den
dazu geladenen Waidbauern vorzumachen habe, um jeden damit in practische
Kenntnis zu setzen, wovon die Resultate Sr. Majestät dem König berichtet
und nachdem die ganze Verfahrungsart zum Druck befördert wird. Sobald
der Druck beendet ist will ich den . . Herzog mit einem Exemplar ver-
sorgen . . . . . S. Mohn."
An Hand dieser Archivalien dürfen wir annehmen, daß Samuel Mohn
1803 in Berlin gewesen ist. 1804 finden wir ihn in Leipzig. Nach einem noch-
maligen- Berliner Aufenthalt hat er sich dann 1806 in Mecklenburg (Neu-
brandenburg und Rostock) aufgehalten. Die politischen Verhältnisse haben
ihn von dort offenbar bald wieder vertrieben. 1807 hat er wieder in Leipzig
eine kleine Fabrik angelegt, und spätestens 180g ist er endgültig nach Dres-
den übergesiedelt, wo er im Jahre 1815 im Alter von 55 Jahren verstorben ist.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50'
EDÄCHTNISAÜSSTELLUNGEN. Eine Reihe von Sonderausstellungen zum
Gedächtnis unlängst verstorbener Künstler bietet dem Kunstfreund AnlaB zu mancher-
lei ernsten Betrachtungen. Die beiden Mitkämpfer der ersten starken Loslösung österrei-
chischer Künstler von konventioneller Erstarrung, Ernst Stöhr und Max Kurzweil, haben
zwar niemals eine führende Rolle gespielt, doch stets zu den vornehmen Gliedern der
Sezession gezählt.
Ernst Stöhr, der schwerblütige, wohl auch etwas vergrübelte Musiker, Poet und Maler,
war durchaus innerlich veranlagt. Eine große Zahl von Studien und Bildern füllt die Räume
der Sezession und erzählt von der emsigen, unermüdlichen Studienarbeit und von der
strengen Selbstkritik des Künstlers. Er hat manchmal einen hohen Flug unternommen, zu
dem seine Kraft nicht reichte. Die großen Formate zeigen zumeist diesen Konflikt zwischen
dem Anstreben eigener höchster Ziele und der Erdenschwere des an die Naturbeobachtung
gefesselten Künstlers. In diesem feinen Beobachten und Erfassen der Umwelt aber, ja in dem
Einfühlen in seine engste intimste Umgebung, lag seine Stärke, nicht im Aufrollen großer
oder dekorativer Probleme. So stammen die besten Arbeiten von Pinsel und Stift aus dem
feinfühligen Verständnis, das er einer bestimmten Landschaft entgegenbringt, die er immer