dem 27 jährigen Meister das Werk zu verschaffen. Die vorsichtigen Vertrags-
bestimmungen lassen erkennen, daß man zu dem jungen Bildschnitzer kein
allzu großes Vertrauen hatte. Der Hochaltar steht heute noch in der Pfarr-
kirche zu Ried. Mit diesem Werk wird uns zum erstenmal die künstlerische
Persönlichkeit Schwanthalers faßbar. Der Altar zeigt die konventionellen
Formen der Altarwerke aus der Mitte des Jahrhunderts; es ist der aus der
Form des gotischen Schreines herausgewachsene Aufbau der deutschen
Renaissance; nur die kräftigeren Profilierungen der Gesimse, die über-
quellenderen Ausbauchungen der das Gebälke stützenden Konsolen, die
kraftstrotzenderen Segmentgiebel an Stelle der leichteleganten Flachgiebel
und schließlich das schwerflüssig in die Höhe kriechende Rollwerk, welches
den seitlichen Abschluß bildet, verraten die Anfänge des Barockstils, der im
Altarbau an Stelle
des tektonisch kla-
ren Aufeinander-
schichtens von
Bauteilen, wie es
die Renaissance
übte, ein Wuch-
ten und Wachsen
von Kräften vor-
täuscht, die den
natürlichen Bau
des Werkes ver-
gessen lassen sol-
len. Die seitlichen
Figuren St. Mi-
chael und St. Ge-
org (Abb. 5) er-
innern an die üb-
lichen gotischen
Schreinwächter,
als deren Nach-
kommen wir
schon die ähn-
lichen Figuren des
Mondseer Altars
kennen lernten.
Entwicklungs-
geschichtlich ha-
ben sich diese
Figuren Schwan-
thalers, ebenso-
wenig wie die am Abb. 7. Ried im Innkreis, Stadtpfarrkirche, Floriani-Altar, Detail
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