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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 6, 7 und 8)

Aufsatzgebälk aufgestellten Sta- 
tuen der Heiligen Stephan und 
Laurenz, kaum wesentlich von 
der Figur St. Pauli in Allhartsberg 
(Abb. 4) entfernt, nur daß die 
Gestalten gedrungener, die Be- 
wegungen bombastischer, die Ge- 
wanddrapierungen schwerflüssiger 
erscheinen. In der starken Falten- 
häufung des Mantels, in der ver- 
suchten Aufkräuselung der Man- 
telränder, in der spiraligen Dre- 
hung der über den Hamisch ge- 
bundenen Schärpe siebt man die 
Symptome des in diesen Figuren 
zum Durchbruch ringenden Be- 
wegungsdranges (Abb. 5). Quali- 
tativ erheben sich die Figuren nicht 
über die Leistungen eines ge- 
schickten Handwerkers. Im Jahre 
1665 war der Altar, wie eine In- 
schrift besagt, vollendet. Während 
seiner Arbeiten am Hochaltar 
lieferte Schwanthaler für die 
Abb. 8. Ried im Innkreis, Stadlpfarrkirche, Floriani-Allar, Peter_ und Pau1s_Ki1-che in  
St. Joachim , _ _ 
verschiedene Arbeiten, so eine 
Kripperldarstellung der Flucht nach Ägypten für 4 Gulden 30 Kreuzer und 
einen Heiligen Geist auf das heilige Fest Pfingsten für 2 Gulden. 
In den folgenden Jahren hatte der zyjährige Meister schwere Kämpfe zu 
bestehen. In Ried entstand ihm in dem um einige Jahre jüngeren Bildhauer 
Veit Adam Vogl eine gefährliche Konkurrenz. Vogl war der Sohn des Rieder 
Bildhauers Ludwig Vogl; er war erbeingesessen in Ried, Bildhauer und 
wohlbestallter Weinwirt zugleich, während Schwanthaler eben nur die „un- 
angesessene Person" war. Vogl erhielt daher auch den bedeutendsten Kunst- 
auftrag, den der Rieder Rat damals, 1665, zu vergeben hatte, nämlich die 
Herstellung des „Dietmair Anhanger-Bildnuss" für den Brunnen am Markt- 
platz,"' eine nüchterne Arbeit, stilistisch und qualitativ den Schwanthaler- 
schen Ritterheiligen des Hochaltars nahe verwandt. Schwanthaler wehrte 
sich mit aller Energie gegen den unbequemen Nebenbuhler. Am I 3. Jänner 
I668 brachte er sogar beim Rate des Marktes Ried eine Klage gegen Vogl 
ein. Er erklärte die Tätigkeit Vogls als einen Eingriff in seinen Beruf, wo- 
durch er ihm „seine Nahrung merklich entziehe". Schwanthaler verlangte, 
der Rat möge dem Vogl das Bildhauergeschäft aberkennen, denn Vogl sei 
4' Photographie Reißenstein Nr. 5237.
	        
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