Bart, die gleichen sich aufkräuselnden und dre-
henden Gewandränder und Gewandzipfel, die
ähnlichen in Zickzacklinien auslaufenden Falten-
züge zwischen den Beinen, überhaupt die über-
einstimmende Gewandbehandlung wie an der
Figur St. Joachims in Ried (Abb. 8). Nur der
Kontrapost der Mattighofener Figur ist freier
und daher wirkungsvoller herausgearbeitet. In-
sofern bedeutet sie einen Fortschritt gegenüber
der Rieder Skulptur. Während seiner Arbeiten
für die Stiftskirche in Mattighofen schloß
Schwanthaler am 25. August 1672 auch den
i Vertrag über die Errichtung des I2 Meter hohen
und 7 Meter breiten Hauptaltars für die Barbara-
Kirche in dem benachbarten Schalchen ab. Der
„kunstreiche Herr Thoman Schwanthaler, Bür-
ger und Bildhauer zu Ried" verpflichtet sich,
das Bildnis der heiligen Barbara, wie sie von
dem Henker enthauptet wird, samt allen Seiten-
bildnissen, Engeln, Engelsköpfen, Früchten,
Zieraten, Kapitellen, Laubwerk und anderes
aus Lindenholz zierlich zu schnitzen. Die Ent-
Abb. 13. Stift Reichersberg, Grabstein
des Propstes Adam Picbler
Abb. 14. Stift Reichersberg, Grabstein
des Propstes Anton Ernst
lohnung hiefür betrug 350 Gulden. Als man
im Jahre 1804 die St. Barbara-Kirche abtrug,
wurde auch der I-lochaltar niedergerissen und
nur die Figuren der Hauptgruppe fanden im
Vorraum der St. Jakobs-Kirche in Schalchen
klägliche Unterkunft (Abb. 10 und n). Dort
können wir heute die ausgezeichneten Figuren
Schwanthalers bewundern. Sie zeigen den
Künstler bereits als Virtuosen des ausdrucks-
vollen barocken Bewegungsstils. Wie von einem
Orkan gepeitscht flattert der Bart des Henkers
zur Seite. In einer mächtigen S-Linie holt der
Körper zum mordenden Schlage aus. Dieser
Linie folgen die schweren zügigen Falten. Die
Ränder des Gewandes aber kräuseln sich wie
von einem Wirbelwind bewegt auf, die Schärpe
dreht sich spiralig in ekstatischen Windungen
und die Enden wirbeln in einem tollen, aus-
gelassenen Faltenstrudel in die Luft. Nicht
besser konnte je von einer auf Übersinn-
liches gerichteten Kunst das Brutale, das Rohe
im Rahmen einer heiligen Szene - denn