Auch die zweite signierte Porzellanmalerei von Loehnigf nämlich
das Teekännchen im Kunstgewerbemuseum zu Dresden (Abb. 3 und 4), läßt
uns dieselben Vorzüge in Zeichnung und lebhafter und doch zart-harmoni-
scher Farbengebung erkennen wie die Stuttgarter Deckeltasse, wenn es sich
auch um ein schlichteres, offenbar nur zu einer persönlichen Beziehung ge-
brauchtes Stück handelt, weshalb der Maler auch seinen Namenszug nicht
versteckte, sondern geradezu als Hauptmotiv auf Einzelkarten verteilt, mit
denen ein Mädchen spielt, während in dem zweiten Medaillon ein rot-
gekleideter Knabe - von
rückwärts gesehen - bei
einer Urne vorbeigeht.
Nachdem nun durch
zwei voll bezeichnete
Werke die Richtung und
Malweise dieses in seiner
Zeit besten Meißner Fi-
gurenmalers, dem ja auch
- nach den Meißner
Personalakten - Korrek-
turen der anderen Porzel-
lanmalereien anvertraut
waren, ziemlich genau
festgelegt sind, ist es nicht
schwer, auch andere
Loehnig - Arbeiten, die
- nicht mit dem Namen si-
gniert sind, festzustellen.
Ich gehe hiebei von der
Porzellansammlung des
Stuttgarter Landes-Ge-
werbemuseums aus, die
an guten Meißner Louis XVI- und Marcolini-Stücken reicher ist als so
ziemlich alle anderen Sammlungen. .
Die größte stilistische Übereinstimmung mit dem Dresdner Teekänn-
chen zeigt die schöne Teetasse mit den beiden jugendlichen Liebespaaren
im Freien (Abb. 5, Inv. Nr. 10, 115), die noch der Punktzeit angehört; sie
kann nur von Loehnig gemalt worden sein. Die gleiche Hand - man
vergleiche nur den Mädchenkopf der Untertasse mit den Venuskopf der
Platte - zeigt aber auch das Tete-a-tete mit den Amoretten im Boucher-
Charakter in den Medaillons auf königsblauem Grund; es hat ebenfalls noch
die Punktrnarke (Abb. 6). Damit ist aber auch das in jeder Beziehung
übereinstimmende ebenfalls königsblaue Reiseservice mit den ebenfalls in den
Abb. 8. Marcolini-Fußplatte des Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart
(Inv. Nr. 14, x48)
"f Berling a. a. O. (ohne Abbildung) Seite x65. - Herrn Hofrat Professor Dr. Karl Berling, der die Güte
hatte, mir dieses Kännchen zu näheren Vergleichen nach Stuttgart zu senden, danke ich hiefiir herzlichst.