nämlich ein L in Gold, beziehungsweise
in Rot. Wir werden wohl nicht fehlgehen,
auch dieses bisher nicht beachtete Maler-
zeichen auf Loehnig zurückzuführen.
Dieselbe ganz kleine L-Marke findet
sich aber auch - und zwar wiederholt,
zum Beispiel deutlich auf einer Untertasse
und auf einer Kaffee-Obertasse - auf dem
reizvollen kompletten Frühstückservice mit
den offenbar auch nach gleichzeitigen
Almanach-Kupferstichen gemalten Genre-
szenen" des Stuttgarter Landes-Gewerbe-
museums (Inv. Nr. 9, 43x, Abb. n), das
auch sonst ganz Loehnigs Hand aufweist,
wenngleich die Weinbergszene der großen
Platte schwärzlichere Tinten und eine
geringere Sorgfalt zeigt als die besser ge-
ratenen zugehörigen Kannen, Tassen und
Löffelchen. An diesem Stücke der Marco-
lini-Zeit wiederholt nun Loehnig den Einfall
seiner vollbezeichneten Dresdner Tee-
kanne: auf der Zuckerdose bauen nämlich
Kinder ein Kartenhaus und auf dem Deckel
Abb- 13- Vergrößerung eines I-öffels aus dem desselben spielt geradezu ein Kind wieder
Rdsegjjjjjjejjjsffgfjjf;hmm- mit Abc-Karten, die jedoch diesmal, da es
r 4 7)
sich nicht um ein Privatstück handelt, keine
Signatur bedeuten. Mit diesem Stück nahe verwandt ist das königsblaue Früh-
stückservice bei Rittmeister Crusius in Hirschstein," das somit wohl auch
den Arbeiten Loehnigs beigezählt werden dürfte, wie die schlanke Marcolini-
Genredeckeltasse des Stuttgarter Landes-Gewerbemuseums (Inv. Nr. 13, 326,
Abb. 12), die etwas flüchtiger gezeichnet ist; auf der Unterseite sind noch
Reste einer goldenen L-Signatur erkennbar.
Wenn wir die verschiedenartigen, aber fast durchwegs ausgezeichneten
Porzellanmalereien von J. G. Loehnig überblicken, begreifen wir seine große
Wertschätzung bei seinen Zeitgenossen, finden es jedoch unverständlich, daß
man trotz der großen Porzellanleidenschaft in heutigen Sammlerkreisen dieser
tüchtigen Kraft noch keine rechte Aufmerksamkeit geschenkt hat, sondern
nur im allgemeinen von einem „Verfall" der Meißner Maroolini-Zeit spricht.
Gewiß, die Zeit der großen selbständigen Leistungen in Meißen ist gegen
Ende des XVIII. Jahrhunderts vorbei; „führend" ist die Fabrik nicht mehr,
sondern Sevres, später Wien. Es sollen auch die anderen Meißner Malereien
1' Abbildung in Lichtdruck im jahresbericht des Stuttgarter Landes-Gewerbemuseums über 1909, Tafel V;
der jahresbericht über 1908 hatte auf Lichtdruckmlel III das obengenanme Bouchzr-Service von Loehnig gebucht.
"t Abbildung bei Berling, „Meißner Porzellan", Seite x n, Fig. 203.