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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 6, 7 und 8)

Endlich sei noch auf zwei Vitrinen verwiesen, die Besonderes bergen. 1. Zimpel 
bringt geschriebene und gezeichnete Bücher von anziehender Art. Nicht nur die künst- 
lerische Schriftbehandlung zeigt eine meisterhafte Hand, auch die Art, wie sich miniaturartig 
oder rein zeichnerisch die Initialen oder Illustrationen in das Bild der Buchseite einfügen, 
zeigt ein feines Können und reifen Geschmack. Das Buch wird wieder ein Kunstwerk von 
tadelloser Einheit, wie es die Schriften der Mönche boten. 
RIEL BIRNBAUM. Seit seinem ersten Auftreten bei H. Heller sind einige Jahre 
verilossen, und zwar solche, die im Erleben des Menschen ein Vielfaches bedeuten. 
Der junge Künstler war an der Front, hat die Greuel des Krieges in schwerster Form mit- 
erlebt und ist gereifter, vertiefter als Kriegsinvalider in die Heimat zurückgekehrt. Er hat 
auch unter schwierigsten Umständen in der Kaveme seinem heftigen Arbeitsdrang folgen 
müssen und bietet nun in den Räumen der „Wiener Zeitkunst" eine Übersicht über seine 
Arbeit. Sie ist einerseits das Ergebnis der tiefen Eindrücke äußerer Erlebnisse, die sich 
jedoch stets in einer vom Zufälligen fast losgelösten Form darstellen; dann bringt er 
zyklische Folgen von zusammenhängenden Kompositionen, wie: „Gebete in Sonetten", 
„SeelenspiegeW, den „Totentanz", „Gottes Krieg", „Ein Weg zu Gott", sowohl in Ent- 
würfen mit farbigen Kreiden als in größeren Ausführungen mit farbigen Tinten und Quell- 
stiftkonturen. Die Federzeichnungen seiner ersten Entwürfe sind breiten und stark farbigen 
phantasievollen Darstellungen gewichen, die einen mannigfaltigen Einblick in eine reiche 
und nach vielgestaltigem Ausdruck ihrer Erlebnisse ringende Seele gewähren. Diese Blätter 
erinnern in ihrer Leuchtkraft und fest umrissenen Formgebung an prächtige bunte Glas- 
fenster, in denen des Künstlers Welt als eine stark farbige Vision erscheint. In einem an- 
ziehenden Vorwort zum Bilderverzeichnis umschreibt er seine Grundanschauungen, läßt 
seine tiefe Gläubigkeit erkennen, die ihn zu dem Bekenntnis führt: „Die Welt als Gottes 
Werk ist der Inhalt aller Kunst." Ihm ist die Kunst „ein Streben nach einer Wahrheit, aber 
einer tieferen als der impressionistischen Wahrheit"; auch der überintellektuelle Expres- 
sionismus liegt ihm fern. Er gibt die Welt wieder, wie sie ihm seine Sinnesorgane spiegeln, 
aber als eine gesetzmäßige Folge von Erscheinungen, die einen inneren Zusammenhang 
besitzen und einem Aufbau angehören, als dessen gestaltende Kraft das göttliche Gesetz 
ihm gilt. Die starke Produktivität seiner Phantasie besitzt zugleich eine suggestive Wirkung, 
die den Beschauer in ihrem Banne festhält. Die Leichtigkeit und Sicherheit, mit der die 
Visionen niedergeschrieben sind, gibt ihnen den Charakter des Selbstverständlichen, Natür- 
lichen, so weit sie sich auch von der alltäglichen Welt fernzuhalten vermögen. Man folgt 
dem überzeugten und schaffensfreudigen Künstler mit Spannung und Interesse in die 
geheimnisvollen und beziehungsreichen Gefilde, die er vor uns erschließt und glaubhaft 
macht, weil er selbst an ihr Dasein glaubt. 
In einem mündlichen Vortrage, dem die Vorlesung einiger seiner schönen Sonette 
folgte, hat Uriel Birnbaum seinem Glaubensbekenntnis einen stärker betonten Ausdruck 
gegeben. Er ist dem Heidentum feindlich gesinnt und erkennt nur eine wahre Gläubigkeit 
an, in der er das Heil der Menschheit erblickt. Mit derselben Wärme der Überzeugung, 
die aus seinen Kompositionen spricht und in seinen Dichtungen glüht, tritt er auch mit 
gesprochenen Worten für sein größtes Ziel, für die Verherrlichung Gottes und seiner Welt, 
ein. Auch die schwersten Opfer des Krieges haben ihn darin nur bestärkt und so ist zu 
erwarten, daß er auf den begonnenen Wegen fortschreiten und immer stärkere Ausdrucks- 
mittel finden wird, um in seiner Weise Gott zu dienen. Seine Kunst ist ihm Gottesdienst. 
Das Walten einer höheren Macht, eines unendlichen Zomes und einer unendlichen Güte 
spricht aus allem, was er schafft. 
ELY STEINER BEI HALM UND GOLDMANN. Eine größere Zahl von 
Radierungen und einige Porträtstudien und Aktzeichnungen geben ein anziehendes 
Gesamtbild der künstlerischen Persönlichkeit Lilly Steiners.
	        
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