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Bertholdskirche im Hintergrund und
dem prächtigen Garten mit seinen
Springbrunnen und Beeten vor dem
Stiftsgebäude. Auf der Rückseite
sind gleichfalls in schwachgebrann-
ter farbiger Emailmalerei der heilige
Benedikt und der heilige Berthold
auf Wolken kniend und zur Madonna
betend dargestellt mit der Beischrift:
„Per te et Filium tuum stet mona-
sterium nostrum" (Abb. 28). Die
Dekoration dieses ungewöhnlichen
Glases könnte möglicherweise von
dem Garstener „Briefmaler" Josef
Georg Preiszler herrühren, der in
der ersten Hälfte des XVIII. Jahr-
hunderts für die Stifte Garsten,
Gleink und Schlierbach tätig war,
Abb. 27. Schifferzunftglas aus Aschach, Nürnberg, 1701
wie eine Reihe datierter und signierter Malereien auf Pergament bezeugt.
(Zum Beispiel eine Ansicht von Schlierbach aus dem Jahre 1718 im Besitz
des oberösterreichischen Landesmuseums, das Rotelbuch von Schlierbach
aus dem Jahre 172g, das Garstener Rotelbuch im ehemaligen bischöflichen
Diözesanarchiv.) Eine in doppelter Hinsicht bemerkenswerte Bereicherung
Abb. 28. Großer Milchglasbecher mit der farbigen
Darstellung des Stiftes Garsten und der Heiligen
Benedikt und Berthold, um 1760
erfuhr die Sammlung älterer österreichi-
scher Goldschmiedearbeiten (Abb. 29).
Wiener Goldschmiedearbeiten der
Spätrenaissance sind bekanntlich von
großer Seltenheit und aus begreiflichen
Gründen sehr gesucht. Ein prächtiges
Stück dieser Art fiel dem Museum aus
dem Legat der Frau Hedwig Josch in
Wien zu, das außerdem die Geschichte
der Wiener Goldschmiedekunst des
XVII. Jahrhunderts um einen neuen
Meisternamen bereichert. Es ist das
silberne, zum Teil vergoldete Parade-
posthörnchen (vermutlich eines alten
Linzer Postmeisters), das außerordent-
lich reich und kunstvoll gearbeitet ist.
Um den Rand der großen Rundung
läuft ein plastischer Lorbeerblattfries;
der darunter befindliche breitere Fries
ist mit der Darstellung einer Baum-
landschaft ziseliert. Auf diesen appliziert