Da wir uns im vorstehenden aus Gründen der Zweckmäßigkeit mit
wenigen Ausnahmen auf die Besprechung jener Neuerwerbungen be-
schränkten, die zugleich im Bilde gezeigt werden konnten, so ist damit natür-
lich auch nicht annähernd der Umfang des Zuwachses erschöpft, den die
kunst- und kulturhistorischen Sammlungen des Museums im Laufe der Kriegs-
jahre erfuhren. Immerhin vermögen sie zu zeigen, daß die Sammeltätigkeit
des oberösterreichischen Landesmuseums auch innerhalb dieser Zeitperiode
trotz ungiinstigster Finanzieller Verhältnisse und der zeitweiligen militärischen
Einberufung des Direktors keine wesentliche Unterbrechung erlitt.
DER MERCATO NUOVO ZU-UDINE UND
SEINE KUNSTDENKMALI? 50' VON OSWALD
KUTSCHERA-WOBORSKY 51h
AS Stadtbild des alten Udine wird hauptsächlich durch
zwei Platzanlagen charakterisiert, deren wesent-
lich verschiedene Wirkung von entgegengesetzten
Vorbedingungen abhängig erscheint. Die Piazza
S. Giovanni (auch Piazza Contarena, heute Piazza
Vittorio Emanuele genannt) bietet mit ihrer un-
regelmäßigen Grundrißform eine Anlage, die erst
im Verlaufe der Jahrhunderte zu ihrer allmäh-
lichen Ausgestaltung gelangt war (Abb. x). Sie
verkörpert ein Konglomerat zahlreicher, keinem
einheitlichen System der Gliederung und gegen-
seitiger Unterstützung unterworfener Gebäude; bilden die Arkaden der von
dem Uhrturme (mit seinen stundenschlagenden Erzmännern) überragten
Johanneskirche und die gegenüberliegende Front der Loggia Comunale die
seitlichen Begrenzungen, so ergibt das ansteigende Niveau des Platzes die
Überleitung gegen den steil abfallenden Burgfelsen, auf dessen Plateau in
beherrschender Lage die breite Masse des Kastells und der hohe, mit der im
Winde sich drehenden Engelsiigur bekrönte Kampanile der nebenstehenden
Schloßkirche sich erheben. So resultiert aus der bunten Vereinigung der den
Platz umgebenden Bauwerke ein an Diagonalen, Überschneidungen, Ver-
kürzungen und mannigfaltigen Niveauverhältnissen überaus reiches Bild:
vorgeschobene Kulissen, zurücktretende Prospekte, erhöhte Szenerien
erfüllen die Vedute, für die der Beschauer von verschiedenen Aufstellungs-
punkten stets neue Ausblicke und Ansichtsausschnitte gewinnen kann. Es
ist eine Platzbildung, in deren Bereich die Hauptstraßen der Stadt, teils als
durchschneidende Verkehrsadern, teils als seine Umgrenzung in Tangenten-
form berührende Linienzüge zusammenfließen: das offizielle Leben und die
i Ein Beitrag zur Geschichte des italienischen Platzbildes und zur Entwicklung der Skulptur des XIV.,
XV. und XVI. Jahrhunderts.