offiziellen Behörden haben hier unter den Wahrzeichen der venezianischen
Oberherrschaft ihren Sitz aufgeschlagen. Vergleicht man r da alle Städte
der Terra ferma und der venezianischen Provinzen das Vorbild der Metropole
im kleinen nachzuahmen sich rührigst bemühten r diesen Gebäudekomplex
mit der Piazza von S. Marco, so ist der Mercato nuovo, was seine Be-
stimmung betrifft, mit seiner abgelegenen Lage dem Rialto und seinem
Viertel an die Seite zu stellen. Hier ist es das buntbewegte und abwechs-
lungsreiche Treiben des Marktes, das der Stätte seinen Stempel aufdrückt.
Ein günstiges Schicksal hat den Mercato bis auf die Gegenwart als den
unversehrtesten Bestandteil des Stadtbildes vor Umbauten und störenden
Veränderungen bewahrt. Die verschiedenen Gebäude aber, die den Platz um-
säumen, und seine Ausstattung mit mehreren qualitätsreichen Monumenten
formen einen einzigartigen Anblick. Bereits im XVIII. Jahrhundert, im Jahre
1771, hat der Udineser Künstler Ulderico Moro mit Erlaubnis der Stadt-
vertretung eine Zeichnung dieser Ansicht verfertigt, die von Francesco Pedro
im Stiche herausgegeben wurde (Abb. 2).
Einer klaren und großzügigen Grundrißform entsprechend, breitet sich
der Platz, dessen ebene Fläche schon gegen das Ende des XIV. Jahrhunderts
„con salizo di matoni e sfrizi di pietra come quella di Venezia" belegt
worden warf zwischen den vier aus ununterbrochenen Häuserzeilen
bestehenden Seitenfronten aus (Abb. 3 bis 5). Der ungefähr quadratische
Plan ist gegen die im Osten sich erhebenden Bauten orientiert. Dort stehen
zwei zu einer Fassade verschmolzene Kirchengebäude, die dem Platz sein
festliches Gepräge verleihen. Der durch ihren anmutigen Uhrturm aus-
gezeichneten Renaissancekirche S. Giacomo ist in späterer Zeit die skulp-
turengeschmückte Fassade der Zunft der Pelzhändler („pelliciai") als Nachbar
beigesellt worden. Heute stößt die Seitenfläche des rechts davon gegen die
Platzmitte hervorspringenden Hausblockes recht unvermittelt und störend
an die Frontkante der Kapelle an; aber noch in der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrhunderts bot die durchbrochene Steinumfriedung eines Haus-
vorhofes, der diesen Raum damals einnahm, eine gefällige Überleitung (vgl.
Abb. 2). Die oberen Konturen des Portals und der Mauern dieser Umzäunung
waren mit obeliskartigen, an ihrer Spitze mit Kugeln beschwerten Aufsätzen
besteckt, die mit dem bewegten und geschmückten Gefüge des Oratoriums
in günstigem Einklange standen und dessen Höhenwirkung beträchtlich
steigerten.
Die Straßenzüge, die den Verkehr der umliegenden Stadtteile mit dem
Mercato ermöglichen, verlaufen parallel zu der Front der Kirchenfassaden
und zur Schauseite der gegenüberliegenden, nach Osten hin sehenden
I-Iäuserzeile. Und links und rechts stellen längs der südlichen und nördlichen
Fronten sich hinziehende Straßen mit ihren Verlängerungen über die
f Federico Braidotti, „IJ acqua potabile in Udine", Atti della Acczdemia di Udine pel Triennio 1890 93
(II. Ser., vol. IX), Seite 6. Diese sorgfältige Untersuchung wird mit ihrem wertvollen historischen Material die beste
Grundlage für unsere stilistischen Ausführungen bilden. - Die Aufnahmen an den Abbildungen Nr. 3, 4, 5, 6,
7, g, xo. n sind vom Photographen Br. Reiifenstein in Wien hergestellt.