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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 9 und 10)

offiziellen Behörden haben hier unter den Wahrzeichen der venezianischen 
Oberherrschaft ihren Sitz aufgeschlagen. Vergleicht man r da alle Städte 
der Terra ferma und der venezianischen Provinzen das Vorbild der Metropole 
im kleinen nachzuahmen sich rührigst bemühten r diesen Gebäudekomplex 
mit der Piazza von S. Marco, so ist der Mercato nuovo, was seine Be- 
stimmung betrifft, mit seiner abgelegenen Lage dem Rialto und seinem 
Viertel an die Seite zu stellen. Hier ist es das buntbewegte und abwechs- 
lungsreiche Treiben des Marktes, das der Stätte seinen Stempel aufdrückt. 
Ein günstiges Schicksal hat den Mercato bis auf die Gegenwart als den 
unversehrtesten Bestandteil des Stadtbildes vor Umbauten und störenden 
Veränderungen bewahrt. Die verschiedenen Gebäude aber, die den Platz um- 
säumen, und seine Ausstattung mit mehreren qualitätsreichen Monumenten 
formen einen einzigartigen Anblick. Bereits im XVIII. Jahrhundert, im Jahre 
1771, hat der Udineser Künstler Ulderico Moro mit Erlaubnis der Stadt- 
vertretung eine Zeichnung dieser Ansicht verfertigt, die von Francesco Pedro 
im Stiche herausgegeben wurde (Abb. 2). 
Einer klaren und großzügigen Grundrißform entsprechend, breitet sich 
der Platz, dessen ebene Fläche schon gegen das Ende des XIV. Jahrhunderts 
„con salizo di matoni e sfrizi di pietra come quella di Venezia" belegt 
worden warf zwischen den vier aus ununterbrochenen Häuserzeilen 
bestehenden Seitenfronten aus (Abb. 3 bis 5). Der ungefähr quadratische 
Plan ist gegen die im Osten sich erhebenden Bauten orientiert. Dort stehen 
zwei zu einer Fassade verschmolzene Kirchengebäude, die dem Platz sein 
festliches Gepräge verleihen. Der durch ihren anmutigen Uhrturm aus- 
gezeichneten Renaissancekirche S. Giacomo ist in späterer Zeit die skulp- 
turengeschmückte Fassade der Zunft der Pelzhändler („pelliciai") als Nachbar 
beigesellt worden. Heute stößt die Seitenfläche des rechts davon gegen die 
Platzmitte hervorspringenden Hausblockes recht unvermittelt und störend 
an die Frontkante der Kapelle an; aber noch in der zweiten Hälfte des 
XVIII. Jahrhunderts bot die durchbrochene Steinumfriedung eines Haus- 
vorhofes, der diesen Raum damals einnahm, eine gefällige Überleitung (vgl. 
Abb. 2). Die oberen Konturen des Portals und der Mauern dieser Umzäunung 
waren mit obeliskartigen, an ihrer Spitze mit Kugeln beschwerten Aufsätzen 
besteckt, die mit dem bewegten und geschmückten Gefüge des Oratoriums 
in günstigem Einklange standen und dessen Höhenwirkung beträchtlich 
steigerten. 
Die Straßenzüge, die den Verkehr der umliegenden Stadtteile mit dem 
Mercato ermöglichen, verlaufen parallel zu der Front der Kirchenfassaden 
und zur Schauseite der gegenüberliegenden, nach Osten hin sehenden 
I-Iäuserzeile. Und links und rechts stellen längs der südlichen und nördlichen 
Fronten sich hinziehende Straßen mit ihren Verlängerungen über die 
f Federico Braidotti, „IJ acqua potabile in Udine", Atti della Acczdemia di Udine pel Triennio 1890 93 
(II. Ser., vol. IX), Seite 6. Diese sorgfältige Untersuchung wird mit ihrem wertvollen historischen Material die beste 
Grundlage für unsere stilistischen Ausführungen bilden. - Die Aufnahmen an den Abbildungen Nr. 3, 4, 5, 6, 
7, g, xo. n sind vom Photographen Br. Reiifenstein in Wien hergestellt.
	        
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