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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 9 und 10)

NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FRAN- 
CISCO-CAROLINUM IN DEN KRIEGSJAHREN 
VON HERMANN UBELL-LINZ 51b 
I. 
NTER den jüngsten Neuerwerbungen des Linzer 
Museums nehmen die Bestände des im erstenKriegs- 
jahr übernommenen Linzer Diözesanmuseums 
qualitativ wie quantitativ die erste Stelle ein. 
Schon seit dem jahre 1862 hatte der Linzer 
Diözesankunstverein begonnen, eine Sammlung 
von alten kirchlichen Kunstwerken anzulegen, die 
in einem Lokal des Bischofshofes untergebracht 
wurden. Im Jahre 1906 entschloß sich der ver- 
storbene Linzer Bischof Dr. Franz Maria Doppel- 
bauer, neben dem bereits bestehenden Diözesanarchiv auch ein Diözesan- 
museum zu errichten, das die Aufgabe haben sollte, jene Denkmäler der 
 
älteren christlichen Kunst, deren damaliger Aufbewahrungsort keine volle _ 
Gewähr für ihre Konservierung bot, aus dem Bereiche der ganzen Diözese 
aufzusammeln und dem Studium zugänglich zu machen. Gewiß ein guter 
und fruchtbarer Gedanke, dessen Wert dem Kenner unserer Verhältnisse 
sofort einleuchten mußte. Auf den Dachböden und in den Sakristeien der 
oberösterreichischen Pfarrhöfe war noch manches wertvolle, alte Kunstgut 
verborgen, das, dem lebendigen Kult schon seit langer Zeit entzogen, dem 
sicheren Verfall geweiht schien. In früheren Zeiten wanderten solche Objekte 
meist in die Hände der Altertumshändler und gingen der Allgemeinheit, ja 
manchmal auch dem Vaterland verloren; für sie war nun eine Zentralstelle 
geschaffen, der es nur noch an geeigneten Lokalitäten fehlte, um ihre wert- 
vollen Bestände ins rechte Licht zu setzen. 
Als daher nach dem Abscheiden des Bischofs Dr. Doppelbauer sein 
Nachfolger Dr. I-Iittmaier wegen Raummangels sich im Jahre 1911 ge- 
zwungen sah, das Diözesanmuseum nach Gleink zu verlegen, und es sich 
bald darauf herausstellte, daß dieses Provisorium allerlei Unzukömmlich- 
keiten mit sich brachte, war für die Direktion des Linzer Museums der 
geeignete Moment gegeben, sich für die Übernahme der Sammlung ins 
Museum einzusetzen, wo ihr ein angemessener Raum zur Verfügung gestellt 
und ihre sachgemäße Aufstellung und Konservierung gewährleistet werden 
konnte. Da auch der geistige Urheber des Diözesanmuseums, der General- 
vikar und Vorstand des Diözesankunstvereines Balthasar Scherndl diese 
Anregung warm befürwortete, so willigte Bischof Dr. Hittmair in die Ab- 
tretung des Diözesanmuseums an das Linzer Museum (unter Eigentums- 
vorbehalt der Diözese Linz); die Überführung konnte noch im ersten Kriegs- 
jahre vollzogen werden, die Eröffnung erfolgte nach der Adaptierung des 
für die neue Sammlung bestimmten Saales, nach Vollendung der erforder- 
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