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fassung, die aus der zeichnerischen Anwendung tief eingeritzter, symme-
trisch verteilter Ziselierungsfurchen resultiert. Es ist dies nicht eigentlich das
typische Schema, nach dem man in Venedig das Symbol des Stadtheiligen
darzustellen gewohnt war. Diese Löwenköpfe, deren Bedeutung bisher
keineswegs erkannt wurde, sind augenscheinlich das Werk eines Meisters,
dem man als Stukkateur treffliche Leistungen zutrauen möchte f" denn selbst
in der Metallreproduktion dringt der Eindruck der weichen Tonmasse, aus
der das Modell verfertigt war, noch unverfälscht hervor. Ohne Zwang stellt
sich eine so geartete Schöpfung in
den Bereich jener Groteskenarbeiten,
deren eigentümliche Stilmerkmale sie
in ähnlicher Weise bekundet: nämlich
jene Mischung antiker Elemente (Ein-
fluß antiker Überreste in den Titus-
Thermen) einerseits und eigener und
origineller Naturbeobachtungen ander-
seits. Ihre Vereinigung wird durch eine
maßvoll eingehaltene Stilisierung, die
vorhandene Gegensätze auszugleichen
sucht, ermöglicht. Dieser Auffassung
entspringt daher sowohl dekorativ
gelöste Erscheinung wie tektonisch
gefestigte Bildung und da nun diese
Eigenschaften die zutreffendste Cha-
rakteristik unseres Werkes ergeben,
so liefern sie auch den Beweis, daß
Giovanni da Udine selbst den Entwurf
für das Gußmodell verfertigt hat. Nicht
allein seine Grotesken und Stukkaturen Abb. 16. Giovanni a; Udine, Löwenkopf, einer der
in Udine, Venedig (Palazzo Wasserspeier an den ächalen der beiden Fontänen
und Rom möchten wir hier zum Ver- ( "mm
gleich heranziehen, sondern auch jene prächtige Zeichnung, die Hans Tietze
auf einem Umschlagpergament der von ihm geretteten Familienpapiere und
Rechnungsbücher des Künstlers fand und veröffentlicht hat." Die seinem
Aufsatz beigegebene Abbildung einer sitzenden Katze verrät in ihrer strengen
und klar umrissenen Wiedergabe in der Tat ein verwandtes Stilgefühl. Die
Nachwirkung früherer Drolerienkunst, die durch den reich einströmenden
antiken Geist gestärkt und gesättigt erscheint, liegt hier vor; erinnert die
Zeichnung in manchen Zügen doch an die monumentalen Tierdarstellungen
der alten Ägypter (man vergleiche den berühmten Fund von Katzeniiguren
in der Abfallgrube von Bubastis).
"' Ferrari, „Lu stucco nel1' ane italiana", Milano, Tav. XXXI und XXXVII (Szukkaturen in der Villa
Madama zu Rom). - G. Volpato e j. Onaviani, „Le Loggie del Vaticano", Roma 1772 76.
"x H. Tietze, „Die Familienpapiere des Giovanni da Udine", „Kunstchroniw vom 12. April 1918.
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