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Der Altar von St. Leonhard, der auf dem
Dachboden der Pfarrkirche reponiert gewesen war,
ist, wie es scheint, in allen seinen iiguralen Bestand-
teilen erhalten und auch von den durchbrochenen
Verzierungen der Staffel hat sich einiges gerettet
(Abb. i). Die drei lebensgroßen Figuren des Schreines
stellen Maria mit dem Kinde, den heiligen Leon-
hard und den heiligen Dionysius dar, während vier
Reliefs Legenden aus dem Leben des heiligen
Leonhard erzählen. Dann sind noch vier Flachreliefs
mit Darstellungen heiliger Königstöchter da, alles
im Schmuck der alten
Bemalung und Vergol-
dung. Die Jahreszahl
der Entstehung des
großen Schnitzwerkes
ist im Sockel der Figur
St. Leonhards eingra-
viert (1509).
Die Mitteliigur des
Schreines, die Him-
melskönigin mit dem
Kinde, frappiert durch
eine ungewöhnlich le-
bendige und kühne Auf-
fassung des Motivs, die
stark von der ikono-
graphischen Schablone
abweicht: das nackte
Kind schnellt in lebhaf-
tester Bewegung vom
linken Arm zum fach Abb. 2. Altar von St. Leonhard,
ten Arm der Mutter Dem,
herüber und ergreift
mit dem Händchen eine dicke, über die Brust
herabhängende Haarflechte (Abb. 2). Im ge-
krönten Haupt der Madonna wie auch in den
Köpfen des heiligen Leonhard und desheiligen
Dionys, der sein Haupt auf einem Buche vor
sich herträgt, paart sich ein hoher Ernst mit
einer gewissen realistischen Lebensfülle, der
ebenso wie die Ruhe der Gesamtauffassung
und der breite "und großzügige Stil der Gewand-
Abb. 3. Altar von Sz. Leonhard, Detail behandlung an die Monumentalität der Figuren