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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 9 und 10)

 
den herben zeichnerisch 
und stilistisch Veranlag- 
ten, die im Illustrativen 
beharren. Dort bleibt der 
Erscheinungswert maß- 
gebend und alles beherr- 
schend, hier der geistige 
P B E " b lnhalt und dieEinordnung 
 m die Fläche. 
Schalenverzierung von Paul Birckenhultz Solche Pole bilden 
(Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung des Österr. Museums) unter den jüngsten Mit. 
gliedern desl-Iagenbundes 
die kraftvollen und farbensatten Arbeiten Sturm-Skrlas, der im Porträt wie in der Land- 
schaft und im Stilleben die Reduktion des farbigen Eindruckes auf seine stärksten und 
schönsten Einheiten vornimmt und die tieftonigen Arbeiten Grete Wilhelms, in denen die 
Farbe zum ernsten musikalischen Zusammenklang abgedäxnpft wird. Dagegen geben sich 
Hildegard Jones mystische und bunte Farbendichtungen und suggestiven Zeichnungen als 
ganz verinnerlichter Ausdruck geistiger Bewegtheit, ohne an natürliche Vorgänge anzu- 
knüpfen. Auch Humpliks Plastik vermag es, das Seelenleben durchgeistigter Köpfe unab- 
hängiger zu formen, als es der an das Material gebundenen Bildhauerei sonst eigen war. 
Unter den Künstlerinnen der Freien Vereinigung ist Helene Funke die stärkste 
Bekennerin zu der Gemeinde der Ausdrucksuchenden und Irene Höher-Weineck strebt nach 
derselben Richtung. Beide sind farbig und doch in Erfüllung inneren Drängens tätig, ihre 
Erlebnisse zu gestalten. Fanni I-Iarlfinger-Zakucka, welche sonst abhängig vom stilistischen, 
iiächenhaften Gestalten schien, ist hier in ihren Blumen und Stilleben ganz dem farbigen 
Eindruck hingegeben; sie weiß ihn aber so zusammenzufassen, daß nur das Wesentliche 
hervortritt. Hilde Exners Brunneni-igur erreicht mit ihrer herben, unrealistischen Form- 
gebung auch in der Plastik eine Entrücktheit, die jenem Streben Humpliks nach Ausdruck 
nahekommt. Größere formale Gegensätze wie Emma Schlangenhausens allzu wuchtige Holz- 
schnitte, die in ältester deutscher Graphik wurzeln, und Mela Köhlers glatte, orientalisch 
gefärbte und zeichnerisch raffinierte Tanz- und Kostümspiele lassen sich schwer neben- 
einanderreihen und doch sind beide im Illustrativen festgelegt, allerdings mit wesentlich 
verschiedenem Gehalt an innerlicher Bewegtheit und Würde. 
Die Sezession war fast vorwiegend graphisch vertreten; der Raum mit den Arbeiten 
Christ. L. Martins enthält zeichnerische Arbeiten, Radierungen, Holzschnitte und anderes, 
in denen ein lebendiges Temperament mannigfaltige Sinneseindrücke widerspiegelt. Er 
durchmißt den langen Weg von schwüler Erotik und weltzugewendeter Sinnenlust bis zu 
gelegentlicher Selbst- 
prüfung und zu gei- 
stigem Aufschwung. 
Am glaubhaftesten ist 
seine fesselnde und 
melancholische Sinn- 
lichkeit. N och inhalts- 
reicher war ein gra- 
phischer Saal, in dem 
die verschiedenen 
Vereinigungen ge- 
Ornament von Floris Balthasar 
meinsam erscheinen (Aus dem Katalog der Omamentstichsamrnlung des Österr. Museums) ' 

	        
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