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haft. Er hat diesem ernsten Streben den letzten Teil seines tätigen, stillen Lebens gewidmet,
das früher endete, als sein Arbeitswille erwarten ließ. Auch in Eduard Stellas Kompositionen,
in seinen zeichnerisch korrekten und liebenswürdig belebten Szenenbildern, in tüchtigen
Porträten, lebt die wohltemperierte Mäßigung einer gezügelten Phantasie, einer würdevollen
Haltung, welche der jüngeren Generation so fremd sind. So baut diese Bilderschau Brücken,
auf denen wir in die Vergangenheit zurücklinden, aber auch solche in jenes Neuland, in das
die Jugend vorzudringen so stürmisch begehrt.
I OVIS KORINTI-I. Bei Halm und Goldmann zeigt sich Lovis Korinth als Graphiker.
Es fehlt ihm hier sichtlich die Farbigkeit; die breite, wuchtige Pinselkraft, mit der er
seine Impressionen hinzuwerfen liebt, ist wohl seine größte Stärke. Der Stift zwingt zu
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Niellierte Goldschrniedverzierungen von Gärard Sordm
(Aus dem Katalog der Ornamentstichsarnmlung des Österr. Museums)
einer hohen Kultiviertheit oder zu einer reichen Innerlichkeit, wenn er Selbständiges bieten
soll. Beides fehlt hier. Tüchtige und flüchtige Ausschnitte aus dem Leben, Studien und
Impressionen, von denen man fühlt, daß sie an sich nichts Fertiges sind, daß sie zu etwas
dienen, was wir nicht kennen. Es ist die Handschrift eines starken und mutigen Impres-
sionisten, dem nur jene Geschmackskultur abgeht, welche auch den flüchtigen Strich zu
etwas Vollendetem erhebt.
REIE BEWEGUNG. Eine Vereinigung „radikal gerichteter Künstler" hat ihre
Frühjahrsschau geboten, nachdem Johannes Itten ihnen voranging, dessen Arbeiten
„als reine Kulminationen ihres Willens" bezeichnet werden. Es ist angezeigt, auch in die
poetischen und ästhetischen Emanationen dieser Gruppe Einblick zu gewinnen, denn ihr
Programm ist das weiteste, ihre Ziele sind die höchsten, ihre Anstrengungen die stärksten,