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unseres uralten Kunstbesitzes, ewig währender Grundbegriffe, Ziele und Triebkräfte des
Schaßens aufgebaut und vermeiden jene Taktik des Verblüffens, die uns die Freude am
Neuen und momentan Wirksamen so leicht verdirbt.
Nicht im Abreißen der Zusammenhänge liegt das Verdienst einer jungen Generation,
nicht im Zerstören des Bestehenden liegt die notwendige Vorarbeit für das Aufbauen
neuer Werke. Wenn einzelne diese Illusion sich vortäuschen wollen, um ihren Mut zu
kräftigen, so bleibt es die Pliicht der Besonnenen, diesen Eifer zu hemmen. So ist es ein
Verdienst dieser kleinen inhaltsreichen Darbietung, neuen Raum gegeben zu haben, ohne
das Bestehende zu verhöhnen.
PROTESTAÜSSTELLÜNG. Im Palmenhaus des Kaisergartens findet eine
Sammlung von Bildern und Plastiken ihre räumlich günstige Aufstellung, die einen
Protest gegen die
Gepflogenheiten der E; A
Ä
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6. ' .-
Künstlervereinigun-
gen „Künstlerhaus"
und „Sezession" bil-
det, weil diese Werke
keine Aufnahme fan-
den. Bildhauer Karl
Gelles fiihrt den Rei-
gen der Zurückgewie-
senen mit Tat und
Wort.
Sicherlich ist
unser Ausstellungs-
wesen, unser zersplit-
tertes Vereinswesen
lange schon reif zu
gründlicher Umge-
staltung. Privilegien-
tum, Koterieherr-
schaft, räumliche
Schwierigkeiten ha-
ben unseren künstle-
rischen Ereignissen
einen unnötig bitteren
Grundton verliehen.
Außer den wesent-
lichen inneren Wider-
sprüchen, Zielver-
schiebungen, Kampf-
stimmungen spielen
da auch wirtschaft-
liche Reibungen mit,
die wohl aus dem
Kunstleben aus-
geschaltet werden
müßten.
Was aber im
Palmenhaus geboten
wird, läßt fast nur die
Gepunzte Gefäßverzierung von Hans Hinz
(Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung des Österr. Museums)
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