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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 9 und 10)

des berühmten benachbarten Kefermarkter Altars denken läßt (Abb. 3 und 4). 
Freilich, von der großartigen Phantasie, der tiefbohrenden Psychologie und 
der klassischen technischen Virtuosität, welche die Hauptiiguren des Kefer- 
markter Altars offenbaren und die weit über alles hinausgehen, was die 
damaligen oberösterreichischen Lokalschulen 
leisten konnten, sind unsere Figuren durch einen 
ganzen Himmel geschieden; doch kann man sich 
sehr wohl denken, daß sie von den Händen eines 
jener Mitarbeiter herrühren, die zum Beispiel die 
Figuren im Gestänge des Kefermarkter Altars 
verfertigt haben. 
Unter den vier Reliefs, die sämtlich in ziem- 
lich flacher Arbeit Szenen aus der Legende des 
heiligen Leonhard behandeln, ist am lebens- 
vollsten eine drastische Darstellung der Teufels- 
austreibung: Der Besessene, ein vomehmer 
Mann in roter, mit weißem Pelz verbrämter 
Schaube, wird von hinten von einem schaudernd 
wegsehenden Begleiter gehalten; vor ihm steht 
der Heilige und beschwört unter Assistenz eines 
zweiten Priesters, dessen ängstlicher Blick mit 
unübertrefflicher Lebendigkeit geschildert ist, 
den Teufel. Zwei kleine schwarze Teufel sind 
bereits aus dem schreiend geöffneten Mund des 
Besessenen entfahren und flattern durch die 
Lüfte davon, ein dritter ist eben im Begriffe, 
hervorzukommen (Abb. 5). Eine zweite Szene 
(der heilige Leonhard, Gefangene befreiend) ist 
durch die Darstellung des Kerkers und des Fuß- 
blocks, in dem die Gefangenen sitzen, auch von 
antiquarischem Interesse (Abb. 6), die letzte 
Darstellung, die den Tod des Heiligen erzählt, ist 
wieder sehr lebendig vorgetragen. St. Leonhard 
sinkt inmitten weniger Gefährten sterbend zu- 
sammen, die weinend das Tuch ihres Mantels 
zu den Augen führen und ihm die Sterbekerze 
Abb, Almvon stlxonhmiynmn in die Hand drücken (Abb. 7). Die Landschaft 
ist hier wie auf dem vorhergehenden Relief 
(Sittenpredigt des Heiligen) recht primitiv behandelt (Abb. 8). Die stilistische 
Auffassung ist von jener der Figuren im Schrein verschieden, wie denn 
auch die Qualität der Reliefs geringer ist als jene der Statuen. Während die 
hohen und schlanken Figuren im Schrein durch eine gewisse vornehme, 
realistische Lebensfülle ausgezeichnet sind, herrscht in der Schilderung der 
Figuren bei allem Streben nach Lebendigkeit eine stilistische Manieriertheit
	        
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