des berühmten benachbarten Kefermarkter Altars denken läßt (Abb. 3 und 4).
Freilich, von der großartigen Phantasie, der tiefbohrenden Psychologie und
der klassischen technischen Virtuosität, welche die Hauptiiguren des Kefer-
markter Altars offenbaren und die weit über alles hinausgehen, was die
damaligen oberösterreichischen Lokalschulen
leisten konnten, sind unsere Figuren durch einen
ganzen Himmel geschieden; doch kann man sich
sehr wohl denken, daß sie von den Händen eines
jener Mitarbeiter herrühren, die zum Beispiel die
Figuren im Gestänge des Kefermarkter Altars
verfertigt haben.
Unter den vier Reliefs, die sämtlich in ziem-
lich flacher Arbeit Szenen aus der Legende des
heiligen Leonhard behandeln, ist am lebens-
vollsten eine drastische Darstellung der Teufels-
austreibung: Der Besessene, ein vomehmer
Mann in roter, mit weißem Pelz verbrämter
Schaube, wird von hinten von einem schaudernd
wegsehenden Begleiter gehalten; vor ihm steht
der Heilige und beschwört unter Assistenz eines
zweiten Priesters, dessen ängstlicher Blick mit
unübertrefflicher Lebendigkeit geschildert ist,
den Teufel. Zwei kleine schwarze Teufel sind
bereits aus dem schreiend geöffneten Mund des
Besessenen entfahren und flattern durch die
Lüfte davon, ein dritter ist eben im Begriffe,
hervorzukommen (Abb. 5). Eine zweite Szene
(der heilige Leonhard, Gefangene befreiend) ist
durch die Darstellung des Kerkers und des Fuß-
blocks, in dem die Gefangenen sitzen, auch von
antiquarischem Interesse (Abb. 6), die letzte
Darstellung, die den Tod des Heiligen erzählt, ist
wieder sehr lebendig vorgetragen. St. Leonhard
sinkt inmitten weniger Gefährten sterbend zu-
sammen, die weinend das Tuch ihres Mantels
zu den Augen führen und ihm die Sterbekerze
Abb, Almvon stlxonhmiynmn in die Hand drücken (Abb. 7). Die Landschaft
ist hier wie auf dem vorhergehenden Relief
(Sittenpredigt des Heiligen) recht primitiv behandelt (Abb. 8). Die stilistische
Auffassung ist von jener der Figuren im Schrein verschieden, wie denn
auch die Qualität der Reliefs geringer ist als jene der Statuen. Während die
hohen und schlanken Figuren im Schrein durch eine gewisse vornehme,
realistische Lebensfülle ausgezeichnet sind, herrscht in der Schilderung der
Figuren bei allem Streben nach Lebendigkeit eine stilistische Manieriertheit