den Westen gedrängt und wir
erleben mit der erneuerten Ver-
schiebung des politischen Macht-
zentrums zunächst nach dem klein-
asiatischen Westen und bald darauf
nach Konstantinopel den letzten
Akt der türkischen Völkerwande-
rung. Dabei ist auch hier - wie
für die Entwicklung der asiatischen
Völker überhaupt - das Charak-
teristische, daß der Übergang sich
nicht als eine allmähliche, orga-
nische Evolution aus dem Vorher-
gegangenen vollzieht, sondern als
ein kräftiges Neueinsetzen, bei dern
die einem Machtwillen entsprin-
gende Organisation Überliefertes
neben Fremdem nur benutzt, nicht
aufihmgriindeLWiedasGeschlecht
der Osmanen nicht direkt aus der
seldschukischen Kultursphäre, son-
dern selbständig aus halbnomadischen Hirtenstämmen erwuchs, die nur im
weiteren Umkreis der seldschukischen Macht ihre Weideplätze erhielten, so
werden uns auch ihre ersten Kunstleistungen als etwas durchaus Selbstän-
diges, „an keine Schule der Baukunst Erinnerndes" geschildertfi Ihr „massiver
und schwerfälliger Stil" darf uns aber bereits wiederum das Inkrafttreten
der den Türken seit alters eigenen kubischen Prinzipien bedeuten. Als
späterer Vertreter dieses frühosmanischen Stils kann noch die 1392 er-
richtete Jeschil Dscharni in Isnik (Abb. 38) gelten. Als ein einfacher quadra-
tischer Raum, der mit der vom Osten her längst geläufigen Kuppel überdeckt
wird, zeigt sie bereits jenes Streben nach einheitlicher Raumgestaltung, das
für die Folgezeit charakteristisch bleibt und das Hauptziel osmanischer
Architektur wird. Daran können auch seldschukische Nachklänge, wie die
der Medresenanlage, nichts ändern, indem die an den Hauptraum ange-
schlossenen Iwane allmählich verkümmern oder mit
diesem zu einer Einheit zusammengezogen werden."
Auch der in gewissem Sinne an die arabische Pfeiler-
moschee gemahnende Versuch,""'"' einen großen
Raum durch Aneinanderreihung vieler von Pfeilern
Abb. 36. Genienrelief vom Stadttor in Kenia
" Vgl. Momani Effendi in „Ottomanische Baukunst" (Konstantinopel
x873), Seite 33'.
""' Vgl. die Moschee Murnds I. (x36c bis 1339). Grundrlß bei Wilde,
„BrusaaW, Fig. 6, und bei Diez, „Kunst der islamischen Völker", Abb. x65.
"" Zum Beispiel Ulu Dscharni in Brussa (Wilde, Fig. 39; Dia, Abb. 37. Genius aus einer
Abb- 169) Wandmalerei (Idikutschari)