anweisung lautet: Nota versus sequentes et coniicies Flabella pulcherrirna,
coloribus decenter distincta,
Prima liga, tibi vult numerum signari, iigure
Altra leua, quisquis condere flabra velis;
Porro ligature cuiusuis forrnula quae sit,
Presto tibi monstrat preuius ipse typus.
Preterea varios intermiscere colores
Si libeat, memori hoc mente tenebis:
Stamina dissimili cape bina colore seorsum,
Dunque ligas aliis altera subtus age.
Sic etenim miro muscaria stemmate pinges
ac lepido aspectu, Frater amice dabis."
Erinnerungen an die Frühzeit der Kirche werden geweckt. Gehörte
doch damals das Flabellum als eine - hauptsächlich durch ihren Zweck
bestimmte - Abart des Fächers zu den gebräuchlichen liturgischen Geräten.
Und es scheint die Anfertigung von profanen und liturgischen Fächern im
Rahmen des üblichen Flechtens von Körben und Matten" zu den nicht
seltenen Beschäftigungen von Mönchen und Einsiedlem gehört zu haben,
sodaß selbst heilige Männer sich nicht für zu gut für sie hieltenfh"
Hier finden wir nun nach einem Jahrtausend wieder an geweihter Stätte
die Anfertigung von Fächern. Für liturgischen Zweck können sie aber nicht
bestimmt gewesen sein, obwohl man sie damals auch noch außerhalb der
päpstlichen Zeremonien etwas allgemeiner verwendete als heute. Außer
dem profanen Motto stünden solcher Auffassung einmal die große Zahl der
Entwürfe, die nur für einen vielfach gebrauchten Gegenstand verschiedenster
Größe gefertigt sein können, und dann der Umstand entgegen, daß für die
Annahme einer Benutzung des F labellums in den Riten des Birgittenordens
kein Anhalt zu finden ist. Man wird aber auch die Bezeichnung als Fliegen-
wedel nicht zu sehr zu pressen brauchen und an den allgemeineren Begriff
des Fächers denken dürfen. An dessen damals wohl wieder modernste Form:
an den Fahnenfächer, und zwar im engeren Sinne an sein Blatt erinnern
Eingetretenen: Die 6. person diss eingangs Caspar hueher von Tirhaubten ein Layenbrueder (wie es solche
regelgemäß im Birgittenkloster Altomilnster gab) hat appostatiert. (München, Allgemeines Reichsarchiv: Kloster
Altomünster, Faszikel zg, Seite 16.)
1' Nach Einfügung der Interpunktionszeichen wird das Verständnis der Verse keine Schwierigkeiten mehr
bereiten. Zweifelhaft bleibt allerdings die Interpretation des ersten Verses; es steht deutlich signari geschrieben,
und es ist damit das lange i des Infmitivs metrisch kurz gebraucht. Die übrigen Verse „zeigen einen perfekten
Lateiner, der auch die Metrik und Prosodie richtig handzuhaben versteht"; aber eine Ausnahme ist doch zu
machen: „der 6. Vers, der ein Pentameter sein sollte, ist zu kurz." Man kann nun die Fehler als Versehen eines
Ahschreibers auffassen oder dem Dichter doch gelegentliche sprachliche und metrische Schnitzer zutrauen. Die
Entscheidung dürfte da meines Erachtens dem persönlichen Belieben überlassen bleiben, wenn man auf das
Schweigen der Subskription keinen Wert legt. Denn einen Sinn gibt das, was dasteht: „Binde das Erste von der
Figur -_ sie (die Figur) will, daß dir die Zahl angegeben werde - das Zweite hebe." - Ich habe für giltige Rat-
schläge hei Lesung und Übersetzung der Verse zu danken vor allem Herrn Professor Dr. W, Otto in Frankfurt
am Main, ohne dessen Hilfe es mir nicht gelungen wäre, die beiden ersten Zeilen zu verstehen.
i" Zum Beispiel joh. Cassianus, de coenobiorum institutis; bei Migne, P. L. XLIX, Sp. x89.
f" S. F. X. Kraus, „Real-Enzyklopädie der heiligen Altertümer" (Freiburg i. Br. 1880), I, Seite52g. - Vom
heiligen Fulgentius, Bischof von Ruspe, wird zum Beisplel berichtet, daß er als Abt eines Klosters . . . palmarum
fcliis Babella saepissime contexebat. (Migne, P. L. LXV, Sp. x32.)