Bezifferungen finden
und sehr viele benöti-
gen Korrekturen, um
brauchbar zu sein.
Es bedurfte der
Feststellung, daß die
Muster die ganze be-
absichtigte Breite wie-
dergeben, um ein rich-
tiges Verständnis der
Omamentik als Flä-
chenfüllung zu ermög-
lichen. Denn ihr Haupt-
charakteristikum ist die
Wiedergabe eines zu-
fälligen Ausschnittes Abt, 3_
aus einer Musterung,
die die tatsächlich vorhandenen Grenzen nicht anzuerkennen und einem
willkürlichen Eingriff ihr Dasein zu verdanken scheint. So befremdlich es
auch wirkt: wir haben es mit einer Omamentverteilung zu tun, für die es
in der gegebenen Fläche keine Mittellinien, kein Oben und Unten, keine
Ränder gibt. Das letzte ist das wichtigste, aus dem das übrige logisch folgt;
denn es bewirkt, daß die gegebene Fläche nur als ein zufällig zur Sicht
gekommener Teil eines unbegrenzten Ganzen erscheinen kann, das denn
auch der Musterung ihren Sinn gibt. Oder, vom Beschauer aus: er soll
nicht in einer begrenzt faßbaren Fläche sein Genügen finden, sondern er
soll angeregt werden, mit der Phantasie das Liniengewirr ins Unendliche
fortzuspinnen. Es entspricht das einer sehr charakteristischen Stufe der
deutschen Omamententwicklung. Die hohe Gotik hatte gemäß ihrem Sinn
für Zahl und Maß jede Fläche als solche anerkannt und sie nur omamental
ihren Tendenzen gemäß ausgedeutet, also das Ruhende ersetzt durch ein
Tätiges; aber für die Anordnung blieben bestimmend die planimetrischen
Bedingtheiten der gegebenen Fläche." Diese Gesetzmäßigkeit verliert sich
mit fortschreitender Wandlung der Hochgotik zur Spätgotik; man spricht
allmählich der gegebenen Fläche überhaupt einen positiven Sinn ab. Die
Omamentik negiert sie:
es ist nur die Epider-
mis abgehoben wor-
den, die das eigentliche,
wirkliche Leben des
i Ich ziehe bewußt nur das
unnaturalisüsche Ornament in
Parallele, da es die Prinzipien
natürlich klarer vertritt als das
naturalistische.