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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / 1, 2 und 3)

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der protestantischen, schwedischen und französischen Partei gegenüber die habsbnrgischen 
und katholischen Interessen vor und während des dreißigjährigen Krieges vertraten. 
Trotz der eifrigen Thätigkeit, welche die Jesuiten seit ihrer Berufung nach Klagenfiirt 
entfalteten, gab es aber doch, da inzwischen die Frist für die Auswanderung hier und 
da erstreckt worden war, noch Protestanten in der Hauptstadt. Erst 1627 setzte ihnen 
Ferdinand II. den letzten Termin bis Weihnachten dieses Jahres und gleichzeitig richtete 
sich die Gegenreformation auch wider die protestantischen Stände. Schon früher hatte 
Ferdinand der Aufnahme von Evangelischen unter die Stände seine Zustimmung versagt, 
1611 erscheint schon die Hälfte derselben katholisch und 1628 erhielt der protestantische 
Adel den Befehl, entweder katholisch zu werden oder auszuwandern. Viele Adelige 
entschlossen sich zur Auswanderung. Mit ihrem Abzüge verlor der Protestantismus seme 
letzte Stütze in Kärnten, das Land eine ansehnliche Summe geistiger und materiellcr 
Kmfte. Das Schicksal der ständischen Macht war auch in Jnnerösterreich schon seit 
Ferdinands Sieg auf dem Weißen Berge besiegelt, die Landtage traten nur mehr 
zusammen, um die vom Landesfürsten verlangten Steuern zu bewilligen. 
Die Noth des dreißigjährigen Krieges verspürte auch Kärnten, wenngleich es nicht 
zum Schauplatz des Krieges geworden war. Durch die hohen Kriegssteuern veicnmte 
das Land, durch die häufigen Truppenstellungen wurde es entvölkert. Allgemeines Elend 
brach herein, viele Leute starben den Hungertod, Diebe und Räuber lagerten sich an 
den belebtesten Straßen. Mit Hellem Jubel begrüßte man deßhalb im Jahre 1648 die 
Kunde von dem Ende des großen Krieges, und die nun folgende Friedenszeit Heilte 
langsam die schweren Wunden, die er geschlagen. Neue Gefahr brachten die Turkenknege 
unter Leopold I. Als der letzte große Osmanensturm sich den Mauern Wiens nahte (1683), 
zog das Kärntner Aufgebot zur Verteidigung der steirischen Grenze ab, im Lande selbst 
wurden alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und in die bedrohte Kaiserstadt ging eme Schar 
von Knappen unter Gschwind von Pöckstein, die dort beim Minenbau vortreffliche 
Dienste leisteten. 
In den ersten Regierungsjahren Karls VI. wüthete im östlichen Theile Kärntens 
die Pest (1715 und 1716) und raffte über 7.000 Menschen hin. Der Kaiser kam 1<28 
nach Klagenfurt, um im Landhause die Huldigung der Kärntner entgegenzunehmen 
— es war die letzte im Lande selbst vollzogene, der letzte Landesfürst aber, der sie auf 
dem Herzogsstuhl empfangen, Ferdinand II. (1596). Unter Karl VI. begann vornehmlich 
in der Gegend zwischen dem Millstätter und Ossiacher See abermals eine religiöse 
Bewegung. Von den evangelischen Bauern, bei denen sich im Allgemeinen die Anhäng 
lichkeit an die Heimat stärker erwiesen hatte als das Verlangen nach dem öffentlichen 
Bekenntnisse ihres Glaubens, waren nämlich nur wenige ausgewandert, doch hatte sich ei
	        
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