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der protestantischen, schwedischen und französischen Partei gegenüber die habsbnrgischen
und katholischen Interessen vor und während des dreißigjährigen Krieges vertraten.
Trotz der eifrigen Thätigkeit, welche die Jesuiten seit ihrer Berufung nach Klagenfiirt
entfalteten, gab es aber doch, da inzwischen die Frist für die Auswanderung hier und
da erstreckt worden war, noch Protestanten in der Hauptstadt. Erst 1627 setzte ihnen
Ferdinand II. den letzten Termin bis Weihnachten dieses Jahres und gleichzeitig richtete
sich die Gegenreformation auch wider die protestantischen Stände. Schon früher hatte
Ferdinand der Aufnahme von Evangelischen unter die Stände seine Zustimmung versagt,
1611 erscheint schon die Hälfte derselben katholisch und 1628 erhielt der protestantische
Adel den Befehl, entweder katholisch zu werden oder auszuwandern. Viele Adelige
entschlossen sich zur Auswanderung. Mit ihrem Abzüge verlor der Protestantismus seme
letzte Stütze in Kärnten, das Land eine ansehnliche Summe geistiger und materiellcr
Kmfte. Das Schicksal der ständischen Macht war auch in Jnnerösterreich schon seit
Ferdinands Sieg auf dem Weißen Berge besiegelt, die Landtage traten nur mehr
zusammen, um die vom Landesfürsten verlangten Steuern zu bewilligen.
Die Noth des dreißigjährigen Krieges verspürte auch Kärnten, wenngleich es nicht
zum Schauplatz des Krieges geworden war. Durch die hohen Kriegssteuern veicnmte
das Land, durch die häufigen Truppenstellungen wurde es entvölkert. Allgemeines Elend
brach herein, viele Leute starben den Hungertod, Diebe und Räuber lagerten sich an
den belebtesten Straßen. Mit Hellem Jubel begrüßte man deßhalb im Jahre 1648 die
Kunde von dem Ende des großen Krieges, und die nun folgende Friedenszeit Heilte
langsam die schweren Wunden, die er geschlagen. Neue Gefahr brachten die Turkenknege
unter Leopold I. Als der letzte große Osmanensturm sich den Mauern Wiens nahte (1683),
zog das Kärntner Aufgebot zur Verteidigung der steirischen Grenze ab, im Lande selbst
wurden alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und in die bedrohte Kaiserstadt ging eme Schar
von Knappen unter Gschwind von Pöckstein, die dort beim Minenbau vortreffliche
Dienste leisteten.
In den ersten Regierungsjahren Karls VI. wüthete im östlichen Theile Kärntens
die Pest (1715 und 1716) und raffte über 7.000 Menschen hin. Der Kaiser kam 1<28
nach Klagenfurt, um im Landhause die Huldigung der Kärntner entgegenzunehmen
— es war die letzte im Lande selbst vollzogene, der letzte Landesfürst aber, der sie auf
dem Herzogsstuhl empfangen, Ferdinand II. (1596). Unter Karl VI. begann vornehmlich
in der Gegend zwischen dem Millstätter und Ossiacher See abermals eine religiöse
Bewegung. Von den evangelischen Bauern, bei denen sich im Allgemeinen die Anhäng
lichkeit an die Heimat stärker erwiesen hatte als das Verlangen nach dem öffentlichen
Bekenntnisse ihres Glaubens, waren nämlich nur wenige ausgewandert, doch hatte sich ei