hunderts weist," so ist
doch für einen guten
Teil ihrer Stämme der
nomadische oder halb-
nomadische Charakter
der nördlichen Steppen-
Völker vorauszusetzen,
oder sie mußten diesen
erhalten, sobald sie auf-
brachen, um sich neue
Lebensgebiete zu su-
chen. Damit war dasZelt
für sie die maßgebliche
Wohnforrn und dieses
wie der Teppich als
Belag für den Steppen-
Abb. g. Geschnitzter Stuhl (Khot) boden ein Anlaß zu tex"
tiler Betätigung. Darin
werden die Türkvölker in der Folge besonders für den Bereich der islamischen
Kunst von größter Bedeutung. Zeltdecke und Teppich boten schon aus ihrer
Technik heraus Gelegenheit zur Anwendung jener abstrakten, ornamentalen
Richtung künstlerischen Schmuckes, die wir bereits in der Metallkunst kennen
gelernt haben. Freilich sind uns davon keine Originale erhalten. Doch haben
die neuen Forschungen im Tarimbecken, wo Türkvölker zuerst an einer aus
ostasiatischen, indischen und westlichen Elementen zusammengesetzten
Kultur Anteil nahmen, Denkmäler zutage gefördert, die uns nicht nur von
der Existenz, sondern auch von der Art dieser Textilkunst Zeugnis geben.
Dort sind die Räume der Höhlentempel vielfach noch in der Gestalt des
Zeltes gebildet" und die Bemalung ihrer Wände läßt immer wieder mit
größerer oder geringerer Deutlichkeit die wiederholende Musterung ihrer
Stoffe oder den Überhang der Zeltdecke erkennen (Abb. 6)."? Auf Wand-
gemälden ist ferner das Zelt selbst dargestellt. So erscheint es in Abbildung 7
links in der bei innerasiatischen Stämmen noch heute gebräuchlichen Rund-
forrn mit kuppelförmigern Überhang mit einer eigentümlichen Lappenranke
überzogen, die auch die Musterung des Teppichs abgibt, auf dem der das
Zelt dem Buddha darbringende Ritter kniet (vgl. auch Abb. 8). Freilich
sind in der Darstellung auch indische und ostasiatische Elemente maßgebend,
die sich in einem freieren organischen oder vegetabilen Zug und in einzelnen
Motiven kundtun. Doch ist auch hier in der Bildung des Körperlichen
(zum Beispiel an den Händen und in der Gelenksbildung des Knienden,
"V Siehe Radloff, „Die alttilrkischen lnschriften der Mongolei", N.F., und Srrzygowsld, 1.:. 0., Seite 297 ff.
i" Siehe M. A. Stein, "Ruins of desert Catay", II, Abb. x50.
"u" Die Aufnahme wurde durch S. von Oldenburg gütigst zur Verfügung gestellt.