für
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am t. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Bruno Sucher. Expedition von C. Gerold": Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold d: Camp, durch die Pustanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthsndlungen.
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Nr. 142. WIEN, 1. Juu 1877. XII. Jahrg.
Xnhllt: Erweiterung der Kunstgewprbeschule. - Du m hrische Gewerbemuseum in Brünn. - Jahres-
berichte der kuustgewerbhchen Faehschulen des k. k. Handelsministeriums. (Form) - Aus-
stellung in Lemberg. - Kuuatgewerbliche Literatur Deutschlnndl. - Kleinere Mittheiluugcn.
Erweiterung der Kunstgewerhoschule.
Während der am x5. Juli d. J. beginnenden Sommerferien wird die
Kunstgewerbeschule des Museums in das durch kaiserliche Munificenz der-
selben gewährte eigene Gebäude übersiedeln. Vertauscht die Anstalt die
bisherigen, vielfältig unzulänglichen Räume im Oesterr. Museum mit ent-
sprechenderen unter anderem Dache, so bleibt doch der organische Zu-
sammenhang zwischen Mutter- und Tochterinstitut von dieser neuen Ein-
richtung unberührt; beide sind Glieder einer gemeinsamen Anstalt, beide
werden nach wie vor von einem Geiste geleitet, sich gegenseitig ergän-
zend und fördernd, dem gleichen Ziele zustreben, und wie dieses Band
schon in der Architektur seinen Ausdruck erhält, so wurde auch in der
neuen Organisation alle Vorsorge für die ungestörte Fortdauer des gere-
gelten inneren Verkehrs getroffen.
Das Missverhältniss zwischen den bisherigen Schullocalitäten und der
fort und fort wachsenden Zahl der Lernbegierigen hatte den Neubau zur
unabweisbaren Nothwendigkeit gemacht, durch denselben aber ist die Mög-
lichkeit geboten. gleichzeitig mit der selbstverständlichen Vermehrung der
Lehrkräfte auch das Unterrichtsprogramm der Schule wesentlich zu er-
weitern und zu vervollständigen. Es handelt sich dabei keineswegs um
Neuerungen, sondern darum, jenen Aufgabenkreis, welcher in den Statuten
der Kunstgewerbeschule umschrieben ist, allmählich wirklich zu erfüllen.
Bei Gründung der Schule musste man sich bescheiden, dem augenblick-
lichen, dringendsten Bedürfnisse zu genügen, die Grundlagen zu schalfen,
auf denen künftig weitergebaut werden könne. Nach neunjährigem Be-
stande und mit Verwerthung der während dieses Zeitraumes gesammelten
Erfahrungen kann nun zu diesem Ausbau geschritten werden.
1877. 7