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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 145)

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abgedruckt waren, in einem Büchlein von 274. Seiten erschienen. Sie 
sind aus der Feder jüngerer Kunstgelehrten, der Herren Dr. A. llg, 
Prof. A. Hauser, Dr. R. Vischer, Dr. Hartmann-Franzenshuld, 
Kabdebo, Dr. Friedr. Kenner und Custos A. Schäffer, und ver- 
danken ihren Ursprung dem Bedürfnisse, das kunsthistorische Material, 
welches in dieser Ausstellung in reicher Weise aufgespeichert war, fest- 
zuhalten, da gerade die historischen Daten über die österreichische Kunst 
weder reichlich Hiessen noch leicht zugänglich sind. Dieser Zweck dürfte 
durch dieses Buch vollständig erreicht worden sein und Herr Dr. llg, der 
mit besonderer Liebe und mit Erfolg sich dem Studium der heimischen 
Kunst zuwendet, hat sich durch die Leitung und Redaction dieser Publi- 
cation ein namhaftes Verdienst erworben; denn es war keine leichte Auf- 
gabe, inmitten der Ausstellungsthätigkeit auch diese literarische Publication 
durchzuführen. 
2736811011 des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monat 
Septern er von i5.t44, die Bibliothek von 725 Personen besucht. 
(Personalien) Director v. Eitelberger und Regierungsrath Kosch (letzterer 
als Juror) haben sich im Laufe des September nach Lemberg zur Lnndesausstellung be- 
geben. - Herr Custos Chmelarz unternahm eine Studienreise nach Italien. 
(Oenn-alcommission für Kunst- imd historische Denkmals.) Der Minister 
für Cultus und Unterricht hat den Professor der Kunstgewerbeschule des Museums für 
Kunst und lndustrie Ferdinand Laufberger, den Custos der kunsthistorischen Hof- 
museen Franz Schestag, den Professor an der Akademie der bildenden Künste Josef 
Mathias Trenltwald und den Hofconcipisten des Haus-, Hof- und Staatsarchives Dr. 
Gustav Winter zu Mitgliedern der Centralcommission für Kunst- und historische Denk- 
male ernannt. 
(Tin-bains Erzguee des Zumbuschsohen Prometheus.) Seit einigen Wochen 
ist im Oesterr. Museum die Kolossalfigur des Prometheus, modellirt von Professor 
C. Zumbusch, in Bronze gegossen von dern Wiener Erzgiesser Herrn Turbain, aus- 
gestellt. lst es schon an und für sich selten, dass ein Erzguss von grösseren Dimen- 
sionen vor die Oefientlichkeit tritt, so ist das Werk selbst durch die gelungene Ausfüh- 
rung doppelt interessant und verdient in hohem Grade die Aufmerksamkeit aller Kunst- 
freunde. Diese Figur des Prometheus, vnll dramatischer, lebendiger Wirkung, ist ein 
Theil des Wiener Beethoven-Monumentes. mit dessen Ausführung Professor C. Zumbusch 
betraut wurde, und hat die Bestimmung, als Figur auf der einen Seite des Postamentes 
aufgestellt zu werden; auf der anderen Seite soll eine Victoria demselben Zwecke dienen. 
Das Postament selbst ist von sieben freistehenden Genien umgeben, welche die sieben 
Symphonien Beethovens reprasentiren. Das, was wir diesmal ausgestellt sehen, ist nur 
ein Bruchtheil der grossen Conception, welche geeignet ist, den grossen Musiklieros in 
Wien durch ein würdiges Denkmal zu feiern. Doch ist dieser Prometheus im Oesterr. 
Museum nicht als selbstständiges Kunstwerk, sondern als Bronzeguss ausgestellt und als 
solcher muss derselbe gegenwsrtig betrachtet werden. Die Kolossalligur des Prometheus 
ist im Rohgusse ausgeführt und zwar ohne dass an irgend einem Theile die Ciselirung 
angewendet worden wäre. Jeder, der diesen Guss mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet. 
wird sehen, dass die künstlerische Arbeit, speciell die Modellirung und die Zeichnung, 
Vüllstdndig zum Ausdrucke gekommen ist. Von den mächtig bewegten Haaren des 
schmerzdurchfurcbten Hauptes bis herunter zur Zehe sieht man deutlich die Hand des 
Künstlers, und so sorgfälti und genau ist dieser Guss durchgeführt, dass die Feinheiten 
der Modellirung und die igenthümlichkeiten der Zumbusch'scl:ien künstlerischen Vor- 
tragsweise ganz zur Geltung kommen. Eben dieser Eigenthümlichkeiten wegen muss der 
Guss als ausgezeichnet gelungen betrachtet werden und findet thatsfichlich auch in allen 
Künstlerkreisen die allgemeine Anerkennung. _Man kann ohne alle Uebertreibung sagen, 
dass, so lange das Oesterr. Museum existirt, ein so vorzüglicher Bronzeguss noch nicht 
zur Ausstellung gekommen ist. Zudem ist zu bemerken, dass die Gußstarke eine relativ 
sehr geringe ist und dass das Gewicht ungeachtet der kolossalenpimensionen nur Soo Kilo 
betragt. Zu allen Zeiten ist ein Erzgusswerk als_ein künstlerisches Ereigniss betrachtet 
worden und da es nun einem osterreichischen Erzgiesser gelungennst, etwas ganz Vorzüg- 
liebes auf diesem Gebiete geleistet zu haben, so ist nicht zu zweifeln, dass die gerechte 
Würdigung und Anerkennung in den weitesten Kreisen dem Erzgiesser Herrn Turbain 
zu Theil werden wird.
	        
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