für
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am t. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. 7 Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Eduard Ohlnolarz. Expedition von C. Gerulfs Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 8a Comp., durch die Postansmllen, sowie durch
alle Buch- und Kunsthnndlungen.
Nr. 160. WIEN, 1- JANUAR 1379- XIV. Jahrg.
nlmlt: Die Flieuten von Oimn (Henri-denx). - Kunst und Kuustgcwerhe in Tirol. (Schluss) - Die
Fortschritte des gewerblichen Bildungswesens in Prenasen. - Vorlesungen un Museum. -
Literuturbericht. - Kleinere Mittlieilungcn.
Die Faloncen von Olron (llenrl-doux).
Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum von Bruno Bucher.
Die Geschichte der Kleinkünste hat es mit verhältnissmässig wenig
Persönlichkeiten zu thun. Je schöpferischer die Zeit, je allgemeiner die
Kunstfertigkeit war, desto weniger fand es gemeinhin der Meister noth-
wendig, ein Werk seiner Hände ausdrücklich als solches zu beglaubigen.
Und wo das dennoch geschehen ist, da bleibt das eingeschlagene oder
eingebrannte Monogramm für uns gewöhnlich nur - Monogramm, eine
Maske, welche wir nicht zu lüften vermögen. Anderseits erhalten wir
aus den jetzt überall in den Archiven so emsig durchforschten städtischen
Rechnungen, Zunftbüchern, Geburts-, Trau- und Sterberegistern selten
mehr als Verzeichnisse von Namen, selten Daten, welche Aufschluss über
die künstlerische Bedeutung der Träger jener Namen geben könnten.
Und ündet sich etwa in den Ausgabenbüchern kunstliebender Höfe oder
Stadtverwaltungen oder in Baurechnungen der Kirchen beides vereinigt,
so ist es wieder leider zu oft unmöglich, die Denkmäler, auf welche die
Nachweise sich beziehen, mit Sicherheit zu bezeichnen. Dadurch entgeht
allerdings dieser Zweig der Kunstgeschichte bis zu einem gewissen Grade
der Gefahr, ein Kampfplatz der Meinungen über die Autorschaft an aus-
gezeichneten Werken zu werden, Endet die Lust am Taufen und Um-
taufen von Kunstschüpfungen dort wenig Ausbeute. Man darf sich in der
Regel begnügen, die Zeit der Entstehung und die Landschaft, im gün-
stigsten Falle die Stadt zu bestimmen, aus welcher die Arbeit hervor-
gegangen sein möge; und in diesen Beziehungen kommen grosse Mei-
nungsverschiedenheiten nicht gar häufig vor. Wohl aber gibt es Gruppen
1879. XIV. g