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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 160)

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auf dem Gebiete der Industrie. Besonders in einem Gebirgslande wie 
Tirol, wo die Feldfrucht nur wenig gedeiht, und in den langen Winter- 
monaten so viel Arbeitskräfte feiern, kann die weibliche Arbeit eine Ein- 
nahmsquelle für die arme Bevölkerung werden, wenn sie richtig geleitet 
und durch Schulen gehörig vorbereitet wird. Wie segensreich wirkt der 
Curat Mitterer in Proveis im Nonnsthale, dessen Energie und Hingebung 
es zu verdanken ist, dass dort die Klüppelei gedeiht. Darum ist es nöthig, 
genau zu wissen, was an einer solchen Arbeitsschule gelehrt und erlernt 
wird. Es ist in der ganzen Welt bekannt, wie schwierig es ist, die 
Schulen zu regelmässigen Ausstellungen zu veranlassen. Einige Lehrer 
dünken sich zu vornehm, vor die Oeffentlichkeit zu treten, anderen ist 
die Controle und die Kritik unbequem, wieder andere sind zu träge, und 
so gibt es eine Reihe von Entschuldigungen und Gründen, nicht auszu- 
stellen. Und doch gewinnt in Wahrheit der Zeichenunterricht, der ge- 
werbliche und der Kunstunterrichtdurch nichts so sehr, als durch Aus- 
Stellungen. Auch die Klagen, dass von Seite der Regierung relativ sehr 
wenig zur Förderung des gewerblichen Unterrichtes geschieht, würden 
verstummen, sobald regelmässige Ausstellungen veranstaltet würden; denn 
es ist gerade bei der lnnsbrucker Ausstellung wieder klar geworden, 
welche gewaltigen Anstrengungen von Seite der Regierung gemacht 
werden, um den gewerblichen Unterricht zu heben, und ich glaube, 
dass man ihr dafür dankbar sein muss. Es kann daher nicht lebhaft 
genug betont werden, dass alle Hebel in Bewegung zu setzen sind, um, 
wenn wieder ähnliche Ausstellungen gemacht werden, die Schulen in 
reicherem Masse zu denselben heranzuziehen, als es diesmal der Fall 
gewesen ist. 
lst es wünschensvxertb, dass künftighin bei ähnlichen Anlässen die 
Schulen nicht nur mittelmässig, sondern vollständig und möglichst nach 
einem genauen Programm solche Ausstellungen beschicken, so ist in Inns- 
bruck der Wunsch zum allgemeinen Ausdruck gekommen, dass solche 
Ausstellungen in einem regelmässigen Turnus wiederkehren möchten. Der 
Wunsch ist so berechtigt und liegt so sehr in der Natur der Sache, dass 
es nicht vieler Worte bedarf, um denselben zu motiviren und der Wür- 
digung der massgebendeu Kreise zu empfehlen. Die Ausstellung wurde 
als ein vVersuchu in's Leben gerufen, um zu sehen, ob und in welcher 
Weise das kunstgewerbliche Leben in Tirol Platz gegriffen, und in wie 
weit dasselbe bei den interessirten Kreisen Eingang gefunden habe. Dieser 
Versuch kann als gelungen betrachtet werden, denn die Ausstellung 
schliesst ohne jedes Deficit, ja im Gegentheil wurde ein kleiner Ueber- 
schuss erzielt, der zur Anschaffung von Lehrmitteln verwendet werden 
wird. Der betreffende Garantiefond wurde nicht in Anspruch genommen. 
Auch das finanzielle Resultat der gemachten Ankäufe ist ein zufrieden- 
Ftzrtsetpang auf der Beilage.
	        
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