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auf dem Gebiete der Industrie. Besonders in einem Gebirgslande wie
Tirol, wo die Feldfrucht nur wenig gedeiht, und in den langen Winter-
monaten so viel Arbeitskräfte feiern, kann die weibliche Arbeit eine Ein-
nahmsquelle für die arme Bevölkerung werden, wenn sie richtig geleitet
und durch Schulen gehörig vorbereitet wird. Wie segensreich wirkt der
Curat Mitterer in Proveis im Nonnsthale, dessen Energie und Hingebung
es zu verdanken ist, dass dort die Klüppelei gedeiht. Darum ist es nöthig,
genau zu wissen, was an einer solchen Arbeitsschule gelehrt und erlernt
wird. Es ist in der ganzen Welt bekannt, wie schwierig es ist, die
Schulen zu regelmässigen Ausstellungen zu veranlassen. Einige Lehrer
dünken sich zu vornehm, vor die Oeffentlichkeit zu treten, anderen ist
die Controle und die Kritik unbequem, wieder andere sind zu träge, und
so gibt es eine Reihe von Entschuldigungen und Gründen, nicht auszu-
stellen. Und doch gewinnt in Wahrheit der Zeichenunterricht, der ge-
werbliche und der Kunstunterrichtdurch nichts so sehr, als durch Aus-
Stellungen. Auch die Klagen, dass von Seite der Regierung relativ sehr
wenig zur Förderung des gewerblichen Unterrichtes geschieht, würden
verstummen, sobald regelmässige Ausstellungen veranstaltet würden; denn
es ist gerade bei der lnnsbrucker Ausstellung wieder klar geworden,
welche gewaltigen Anstrengungen von Seite der Regierung gemacht
werden, um den gewerblichen Unterricht zu heben, und ich glaube,
dass man ihr dafür dankbar sein muss. Es kann daher nicht lebhaft
genug betont werden, dass alle Hebel in Bewegung zu setzen sind, um,
wenn wieder ähnliche Ausstellungen gemacht werden, die Schulen in
reicherem Masse zu denselben heranzuziehen, als es diesmal der Fall
gewesen ist.
lst es wünschensvxertb, dass künftighin bei ähnlichen Anlässen die
Schulen nicht nur mittelmässig, sondern vollständig und möglichst nach
einem genauen Programm solche Ausstellungen beschicken, so ist in Inns-
bruck der Wunsch zum allgemeinen Ausdruck gekommen, dass solche
Ausstellungen in einem regelmässigen Turnus wiederkehren möchten. Der
Wunsch ist so berechtigt und liegt so sehr in der Natur der Sache, dass
es nicht vieler Worte bedarf, um denselben zu motiviren und der Wür-
digung der massgebendeu Kreise zu empfehlen. Die Ausstellung wurde
als ein vVersuchu in's Leben gerufen, um zu sehen, ob und in welcher
Weise das kunstgewerbliche Leben in Tirol Platz gegriffen, und in wie
weit dasselbe bei den interessirten Kreisen Eingang gefunden habe. Dieser
Versuch kann als gelungen betrachtet werden, denn die Ausstellung
schliesst ohne jedes Deficit, ja im Gegentheil wurde ein kleiner Ueber-
schuss erzielt, der zur Anschaffung von Lehrmitteln verwendet werden
wird. Der betreffende Garantiefond wurde nicht in Anspruch genommen.
Auch das finanzielle Resultat der gemachten Ankäufe ist ein zufrieden-
Ftzrtsetpang auf der Beilage.