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hervorragendsten bereits mittheilen zu können. Zu diesen gehören in
erster Linie die altfranzösischen Renaissancemöbel im Style des I6. Jahr-
hunderts; sie belinden sich im Saale XI und sind bereits, um sie Tisch-
lern und Zeichnern zugänglicher zu machen, photographirt und theilweise
in Gyps (siehe den Verbindungsgang) abgegossen worden. Ein Gobelin
von Henri Braquenie hat ebenfalls im Saale Xl Platz gefunden. Von
Emails sind Arbeiten von Charles-Jean und L. Dalpayrat, Glasobjecte
der Firma Baccarat, Thonwaaren und Fayencen von Houry, Laroche
(Imitationen von gallischer Terra sigillata), Celliere, Doulton; Schmuck-
gegenstände in Gold und Silber im altnordischen Style von Christensen,
eine Metallschüssel von Singer (England), der Barbediennäsche galvano-
plastische Abguss der Porta Sansovinds im Presbyterium der Marcus-
kirche in Venedig, eine Elfenbeintasse mit Metalleinlagen von Giroux,
einige orientalische Teppiche und endlich sieben japanische Objecte,
welche die Sammlungen des Museums ergänzen. Sämmtliche hier ange-
führte Objecte sind den Sammlungen bereits eingereiht und ausgestellt.
Da die Durchführung der Schenkungen des lästern-ungarischen Coinitefs
in die Hände des hochverdienten Curators Grafen Edmund Zichy ge-
legt wurde, so ist das Museum demselben um so mehr zu Danke ver-
pflichtet, als Erwerbungen ähnlicher Art inmitten einer Weltausstellung
einen hohen Grad von Opferwilligkeit und l-lingebung von Seite des-
jenigen voraussetzen, der sich einer solchen Aufgabe unterzieht. - Bei
diesem Anlasse müssen wir dankend mehrerer Mitglieder desselben Co-
mitäs, des Grafen Mnizek in Paris, welcher dem Museum emaillirte
Metallgegenstände der Firma Maublanc in Paris geschenkt hat, des Grafen
Prokesch-Osten und in erster Linie des Barons Hirsch-Gereuth
gedenken; letzterem hat das Curatorium des Museums speciell seinen be-
sonderen Dank votirt.
An weiteren Geschenken sind dem Museum im Laufe des Monates
Jänner zugekommen: Von Seite des h. Ministeriums für Cultus und
Unterricht drei Tableaux mit den Wappen sämmtlicher österreichischen
Kronländer, und von den Glasfabrikanten Herren Schreiberöt Neffen
und Herrn Reich mehrere Stücke aus ihren Collectionen von der Weih-
nachts-Ausstellung.
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Januar von 17.621, die Bibliothek von 2948 und die Vorlesungen von 134i Per-
sonen besucht.
Der Hanpta-ltar der Votlvkirohe, welcher seiner Vollendung entgegengeht, wird
in der Geschichte der Metallotechnik in Oesterreich einen wichtigen Platz einnehmen.
Bekanntlich hatte ein grosses französisches Haus sich darum beworben, dieses Werk her-
zustellen, und ein einzelnes inländisches Etablissement wurde kaum im Stande gewesen
sein, iene Concurrenz aus dem Felde zu schlagen. Dafür vereinigten sich mehrere W'iener
Bronzefabrikanten, welche die Arbeit folgendermassen unter sich vertheilten: Den 3'],
Klafter hohen Altaraufsatz liefern Brix und Anders, die Figuren des segnenden Hei-
lands und der vier ihn umgebenden Engel Karl Haas, die Leuchter D. Hollenbach;
die Emailarbeit übernahm J. Chadt - also lauter Künstler und Industrielle, welche ihre
Leistungsfähigkeit bereits vielfältig erprobt haben. Besondere Beachtung verdient aber,
dass dabei - unseres YVissens zum ersten Male in Oesterreich - die Galvanoplastik zur
Losung einer monumentalen Aufgabe herangezogen worden ist. In Frankreich ist das
nichts Neues. Die galvanoplastische Reproduction ermöglicht dort nicht nur, figurale
Bronzen zu Preisen zu liefern, welche auch dem weniger bemittelten Kunstfreunde er-
reichbar bleiben, sondern sie tritt auch da ein, wo ein gegosscnes Werk wegen des
grossen Gewichts nicht zulässig wäre. Die Preis- und die Gewichtsunterschiede sind
eben sehr erheblich. Die von Josef Gasser modellirte Christusgestalt für den Altar der
Votivkirchc misst x'7t Meter und ist in neun Stücken galvanoplastisch geformt werden,
welche zur Erhöhung der Festigkeit untereinander verschraubt werden. Bei einer durch-