das noch sehr wenig geschehen; wenigstens auf unserer diesjährigen Aus-
stellung - ich sehe dabei von Giani ab, der seit Alters seine eigene
künstlerische Richtung verfolgt -- ist so gut wie gar nichts davon zu
bemerken, kaum einige Spuren geben die Andeutung. Die Weißsticke-
reien zumal, diejenigen nämlich der Industrie, nicht der Dilettanten,
bewegen sich auf den hergebrachten Pfaden, bei denen man höchstens
an der Sauberkeit und Genauigkeit der Ausführung (wie Manches bei
Weldler und Budle) sich erfreuen kann. Nur einige Arbeiten der
Confectionsartikel gehen in die Farbe, aber nicht gerade mit besonderem
Glücke. Einige hübsche und gefällige Verzierungen in Blau und Roth
zeigen die Borten von Meinl"s Erben, während wir mit den blassen
Piquedecken dieser Fabrik keine Sympathie empfinden, und um so we-
niger, je mehr sie sich mit Figuren oder grossgeschwungenen Ornamenten
schmücken. Die decorative Stickerei und Weberei für die Wohnzimmer
ist dieser Ausstattung des Schlafzimmers voraufgekommen, und in dieser
Beziehung sei noch einmal der treiflichen Collection von Stickereien, von
Sitzmöbeln und Decorationsstoifen gedacht, welche Giani im Vereine mit
Fix ausgestellt hat. Eine ähnliche, noch reichere Collection wird das
Museum im Anfange des nächsten Jahres seinen Besuchern vorführen,
wenn die Pariser Exposition von Ph. Haas und Söhne in gleicher Fülle
und Grossartigkeit zur Aufstellung gelangen wird, gleich jener des Herrn
Lobmeyr. Andere Collectionen, wie die der Bronzegesellschaft, die von
Leopold Groner, werden sich anschliessen.
Was man den Arbeiten von Giani und Fix nachrühmen kann: ein
richtiges Stylgefühl und jener schwer zu beschreibende Reiz, der dem
Mobiliar des r6. und 17. Jahrhunderts zu eigen ist, das gilt auch von
einer guten Anzahl anderer Möbel auf der Weihnachts-Ausstellung. Dieser
lndustriezweig ist besonders reich vertreten. Allerdings ist keineswegs
Alles tadelfrei, und man stösst immer und immer noch auf die Meinung,
dass mit einer guten und sauberen oder schwierigen Arbeit Alles gethan,
und Construction, Zeichnung, gefällige Wirkung überflüssige Dinge seien.
Anderes, so z. B. verschiedene Credenzen aus Eichenholz, leiden (am
Zuviel, an Ueberladung und Massenhaftigkeit; sie sind Gebäude. nicht
Möbel. Daneben aber wird man mehr als eine Arbeit mit Vergnügen
betrachten, so die Möbelstücke von Irmler, die sich stets gleich bleiben
an Güte, die Möbel von Klöpfer, von Albert, von Ludwig, von
Konzert in Innsbruck, vor Allem aber das reizende Buffet von Leime r,
das elegante Form mit der Liebenswürdigkeit der Vorzeit vereinigt. Der
gleichen Richtung in gleicher Vortrelflichkeit gehören die geschnitzten
Rahmen von Chr. Ullrich an, welche mit entsprechendem Sitzmobiliar
von Leist in einem besonderen Zimmer in höchst anziehender Weise
ausgestellt sind. Ein Blick auf diese Rahmen muss auch dem Ungläu-
bigsten klar machen, auf wie verkehrten Wegen unsere heutigen, so an-
spruchsvollen Goldrahmen sich beGnden.