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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 161)

zu: 
zeugung nach wurde die Mitwirkung eines solchen gar nicht in An- 
spruch genommen. Die Vergleichung der einfachsten und complicirtesten 
Oirongefässe führt nämlich zu der Annahme, dass die Haupttheile aus 
Hohlformen hervorgegangen seien, die zumeist in nichts anderem als Ge- 
schirren, der Credenz und der Küche entlehnt, bestanden haben. Be- 
trachten wir die einfachen Coupen der ersten Periode: ein flacher Napf 
dient zum Formen der Schale, ein kleinerer gibt den Fuss, ein cylindri- 
sches Gefäss, vielleicht ein ordinäres Glas, den Ständer. Und falls man 
sich der Gläser zu diesem Zweck bedient haben sollte, würde das die Ar- 
beit erheblich erleichtert haben, da derjenige, welcher die einzelnen Stücke 
zusammenfügte, das Werk seiner Hände immer vor sich sah. Mit höchst 
seltenen Ausnahmen wurden Gefässe benutzt, deren Innenfläche ein Heraus- 
stürzen des geformten Objects ermöglichte, weshalb denn auch die Ge- 
fässbäuche und andere Stücke von annähernd sphärischer oder sphäroidaler 
Gestalt immer aus zwei Theilen zusammengesetzt sind. Wo aber ein 
nicht derart zusammengesetzter Theil über die Halbkugelform hinausgeht 
(u. dgl. finden sich namentlich an Leuchtern) , wurde vermuthlich das 
als Hohlforrn dienende werthlose Gefäss zerschlagen, um das geformte 
Stück herauszubekommen; denn es wäre höchst seltsam, wenn für so 
kleine Stücke Stückformen benutzt worden sein sollten, welche man für die 
grösseren nicht anwenden wollte oder konnte. Sind wir einmal auf dieser 
Spur, so verwandeln sich uns auch die complicirtesten Stücke, der Blu- 
menständer im Besitz des Baronet Anth. Rothschild, die Leuchter, die 
Kannen etc., in Combinationen von Abdrücken aus gewöhnlichen Näpfen, 
Schalen u. dgl. m., Einzeltheilen, die wieder auf ganz dilettantische, naive 
Weise aneinandergefügt worden sind. Um die Stelle, wo zwei solche Näpfe 
zusammengesetzt -sind, ist gewöhnlich ein Thonstreifen herumgelegt, als 
einfacher Wulst, oder um seine eigene Achse zu einer Art Strick gedreht, 
oder auch die Ränder der beiden Stücke umgelegt, in spitzem Winkel 
aneinandergepasst und abwechselnd von unten und von oben mit Ein- 
drücken versehen, welche diesem Verbindungsgliede ungefähr das Ansehen 
einer gefältelten Halskrause geben. Wo ein Mittelstück in eine grössere 
undecorirte Fläche eingesetzt ist, z. B. in das Innere einer Schüssel oder 
flachen Schale, zeigt sich das Bemühen, die Trennungsfuge durch regel- 
mässige, nahe an einandergerückte Eindrücke in der Umgebung des Mittel- 
stückes zu verbergen. Dahin gehören die von Delange mit Bienenzellen 
verglichenen rundlichen Eindrücke, welche wohl einfach von der Finger- 
spitze herrühren"). 
Plastische Verzierungen bestehen im Wesentlichen aus zweierlei Arten: 
r. Voluten und ähnliche architektonische Formen, welche in einzelnen 
Fällen, ebenso wie verschiedene Henkel, aus der omamentirten Thon- 
schwarte herausgeschnitten wurden; z. Figuren. 
Die Art, wie manche von den letzteren angebracht sind, hat schon 
längst zu der Ansicht geführt, dass diesen Theil der Arbeit ein Künstler
	        
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