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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 164)

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der obgenannten Arbeit der unermüdliche Custos des mährischen Gewerbemuseums 
so ganz in seinem richtigen Fahrwasser. Als gewandter Cicerone führt er dem Leser 
die immensen Schätze der modernen Kunstindustrie vor, welche dort in Paris fast vor 
derganzen Welt aufgespeichert waren, in weiser Mässigung auf das wichtigste verweisend, 
mit Detail nicht behelligend. Streng sachlich und objectiv im Urtheil, enthalten die vier 
grossen Kapitel I. Textilindustrie, ll. Keramik, III. Tektonik, IV. Metallotechnik, manche 
herbe Kritik der Gegenwart, das wärmste Lob der Vergangenheit, manch werthvollen Wink 
für die Zukunft. Am meisten gilt letzteres von den Abschnitten über Keramik, über 
Bronze und Goldschmiedekunst, und von den Bemerkungen über den Einfluss der ost- 
asiatischen Kunstweisen auf unsere abendländischen. Wir stimmen hier mit den Ansichten 
des Autors vollständig überein, nur dessen Vorschlag für unsere Modelleure, holländische 
Landschaften in zartem Thonrelief zu copieren, können wir unmöglich ernst nehmen. 
Die Darlegung der Technik der Oirongefasse ist nunmehr nach Hans Machts neuester 
Entdeckung zu corrigiren. 
Religion und Kunst. Von Lic. Dr. Gustav Porti g. Iserlohn, Verlag von 
J. Baedeker, 1879. Erster Theil. Vll u. 478 SS. 
Der erste Baud soll nur die historische Grundlegung für die Lösung der gestellten 
Aufgabe sein: nämlich die Darlegung der thatsachlichen Beziehungen zwischen Religion 
und Kunst und des Verhältnisses, welches sie im geistigen Leben des Individuums wie 
der Gesamrntheit einnehmen sollen. Die sechs Abschnitte des ersten Bandes handeln: 
Ueber das Verhältniss von Religion und Kunst im Allgemeinen; die Verbreitung der Kunst 
im Leben (in der möglichsten Verbreitung des Kunstgewerbcs erblickt der Verfasser reine 
Forderung wie einen Sieg des christlichen Geistesn); Verhältniss der Kunst zur Bühne, 
Schule und Kirche unserer Tage; die Vereinigung von Kunst und Religion in der Person 
hervorragender Künstler; Religion und Kunst in ihrem gegenseitigen Verhältniss bei den 
vorchristlichen Völkern; Religion und Kunst im Christenthum. Die Art der Behandlung 
tragt einen dilettantischen Zug an sich; Citat folgt auf Citat; die bibliographischen An- 
gaben - meist ganz bekannte naheliegende Werke s- finden sich massenhaft auf ieder 
Seite bald im Texte, bald unter demselben als Anmerkung. 
Geistvolle Bemerkungen finden sich vielfach verstreut; schiefe Urtheile mangeln 
nicht, namentlich wenn sich der Verfasser bemüht an grossen Künstlern der italienischen 
Renaissance oder der modernen Zeit die specifisch protestantische Physiognomie zu con- 
stntiren. Der Fachmann wird wenig aus dem Buch lernen, der Laie wird sich vielfach 
angeregt finden, sei es zum Widerspruch, sei es zur Zustimmung, - immerhin verdient 
das Buch Beachtung, da es an Fragen herantritt, die einer gründlichen Untersuchung 
und entschiedener Stellungnahme bedürftig sind. 
Das Reich des Schönen, von Dr. A. v. Eye. Berlin, Verlag von Ernst 
Wasmuth, 1878. 
Das NVerk zerfällt in zwei Theile. In dem ersten wird das System der Aesthetik 
entwickelt und zwar in drei Abschnitten; Begriffliche Bestimmung des Schönen; Bedin- 
gungen des ästhetischen Eindrucks; Entwicklung des Begriffs der Schönheit. Der zweite 
Theil behandelt die Theorie der Künste und zwar in vier Abschnitten: Aufgabe und Be- 
deutung der Kunst; Bedingungen der Kunstschonheit; Ausgang und Bahnen der Kunst; 
die einzelnen Künste. Rein in Paragraphen eingeengtes ästhetisches System gibt uns Eye's 
Buch. Es steckt viel Persönliches darin, und das ist nicht sein geringster Reiz. Eye kennt 
gründlich die ganze Entwicklung, welche die ästhetische Disciplin seit Baumgarten ge- 
nommen, er ist auf philosophischem Gebiete überhaupt trefflich orientirt, bringt aber - 
was nicht oft auf dieser Seite der Fall ist - zu der Fähigkeit logisch consequent zu 
denken, ein klares Auge die Welt zu schauen. Bei einem Manne nun, der die beste Zeit 
seines Lebens dem Studium der Kunst im weitesten Sinne zugewandt, dem der innere 
künstlerische Process nicht fremd, da er selbst als Dichter aufgetreten, bedeutet dies, 
dass er wie wenige Andere der Aufgabe, die er sich gestellt, gewachsen ist. Vollständige 
Beherrschung des speculativen Theils und ein ununterbrochenes Zuströmen von Beispielen 
aus der Dichtkunst, der Malerei, der Plastik, der Architektur, der Musik lassen ihn nir- 
gends unverständlich, seicht oder trocken werden; die Lektüre des Buches ist ein Genuss, 
während sie zugleich besser orientirt, tiefer in das Wesen des Schönen" und der Kunst 
eindringen lasst, als die meisten VDn der Zunft gerühmten streng systematischen Dar- 
stellungen.
	        
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